Erneuerbares Gas vs. fossiles Gas

Fossiles Zeitalter beenden und erneuerbares Gas richtig einsetzen

Die akute Klimakrise und die im Regierungsprogramm verankerte Klimaneutralität 2040 erfordern einen raschen Ausstieg aus allen fossilen Energieträgern. Gemeinsam mit Erdöl und Kohle gehört fossiles Gas weltweit zu den größten Klimakillern und verursacht auch bei der Förderung und dem Transport massive Umweltschäden. Allein in Österreich ist fossiles Gas für 20 % aller Treibhausgasemissionen verantwortlich.

Einerseits entstehen hohe Mengen an CO2 bei der Verbrennung von fossilem Gas, andererseits ist vor allem die direkte Entweichung von Gas, welches in Österreich zu 96 % aus Methan besteht, ein Problem. Methan ist ein äußerst potentes Treibhausgas und auf den Zeitrahmen von 20 Jahren gerechnet 84-Mal klimaschädlicher als CO2. Es entweicht bei der Förderung, Transport, Lagerung und Verbrennung von Gas. Größte Verbraucher von fossilem Gas sind in Österreich die Strom- und Fernwärmeerzeugung, die Versorgung von Gebäuden mit Heizenergie und Warmwasser sowie die Industrie.

Erneuerbares Gas: Wie uns die Erdgas-Lobby ihre Lügen verkaufen will

Was ist erneuerbares Gas?

Neben fossilem Gas gibt es auch erneuerbares Gas, dazu zählt Biomethan (aus Abfällen oder in Ausnahmen aus Energiepflanzen), synthetisches Methan und Wasserstoff aus erneuerbarem Strom. Wasserstoff ist allerdings nur dann klimafreundlich, wenn er aus erneuerbarem Strom gewonnen wird.

Warum gibt es dann überhaupt noch fossiles Gas?

Erneuerbare Gase können den hohen Verbrauch an fossilem Gas nur in einem geringen Anteil ersetzen. Denn die potenziell verfügbaren Mengen von erneuerbaren Gasen sind stark beschränkt. Sie müssen daher vor allem in jenen Bereichen zum Einsatz kommen, in denen jegliche klimafreundliche Alternative fehlt.

Gas aus Wasserstoff:

Es gibt jetzt und in Zukunft nur begrenzte Mengen an erneuerbarem Überschussstrom für die Herstellung von Wasserstoff. Das liegt auch daran, dass Österreich es seit Jahren nicht schafft, den Anteil an erneuerbarem Strom von rund 70 % weiter zu erhöhen. Ebenso ist der Import keine Option.

Gas aus Biomethan:

Für Biomethan aus Biomasse - zum Beispiel Pflanzen, Abfälle, Holz - braucht es eine entsprechende Menge an Flächen. Diese sind bereits heute für andere Zwecke gebunden wie beispielsweise für Bauland, Landwirtschaft und Naturschutzgebiete zur Bewahrung der Biodiversität.

Unser Energieszenario zeigt, dass es Möglichkeiten gibt, einige landwirtschaftliche Flächen von Lebensmittelproduktion auf Energiepflanzen umzustellen. Voraussetzung dafür ist jedoch, dass der Fleischkonsum, aber auch die Lebensmittelverschwendung deutlich reduziert werden.

Zusammen mit der Nutzung von Abfällen und Zwischenfrüchten ergibt sich dadurch ein Potenzial von 88 PJ (24,5 TWh). Das entspricht einer Gasmenge von 2,4 Mrd. m³. Zusammen mit der Produktion von Wasserstoff und synthetischen Gasen aus erneuerbaren Energien können in Österreich in Summe etwa 4 Mrd. m³ erneuerbares Gas naturverträglich zur Verfügung gestellt werden. Zum Vergleich: In Österreich werden heute pro Jahr etwa 8,8 Mrd. m³ an fossilem Gas eingesetzt.

Das bedeutet, dass etwas weniger als die Hälfte der derzeit verwendeten Menge an fossilem Gas sinnvoll und naturverträglich durch erneuerbare Gase in Österreich für bestehende und neue Anwendungen zur Verfügung gestellt werden kann.

Da die Menge an erneuerbaren Gasen beschränkt ist, stellt sich automatisch die Frage, wer im Jahr 2040 Zugriff auf den knappen und teuren Rohstoff haben soll. Vor allem im Hochtemperaturbereich in der Industrie - wie in der Stahlerzeugung - wird man auf Wasserstoff zurückgreifen müssen, um Koks und Kohle zu ersetzen. Zusätzlich braucht es Gasreserven für die Stabilisierung des Stromnetzes sowie in manchen Einsatzgebieten der chemischen Industrie. Auch im Verkehrsbereich wird erneuerbares Gas nur dort zum Einsatz kommen, wo Vermeidung oder Verlagerung an ihre Grenzen stoßen (beispielsweise im Flug- und Schiffsverkehr). Im Umkehrschluss bedeutet dies, dass gerade für den Straßenverkehr - wie auch für Heizen und Warmwasser - kein erneuerbares Gas eingesetzt werden darf. Hier gilt es daher, auf bereits bewährte und entwickelte erneuerbare Technologien zu setzen.

Fossiles Gas lässt sich nicht eins zu eins durch erneuerbare Gase ersetzen, da die Potenziale beschränkt sind und es folglich nur zielgerichtet zum Einsatz kommen kann.

Wie können wir erneuerbare Gase richtig nutzen?

Die folgenden Schritte sind notwendig, um erneuerbare Gase sowohl im naturverträglichen Ausmaß als auch in den notwendigen Sektoren nutzen zu können:

  • Energieverbrauch halbieren und Energieverlust vermeiden
  • Wärmewende mit klimafitten Gebäuden umsetzen
  • Erneuerbare Gaspotenziale zielgerichtet nutzen
Johannes Wahlmüller

"Die Produktion von grünem Wasserstoff ist ein wichtiger Baustein für das Gelingen der Energiewende. Wo die Leitungskapazität des Stromnetzes an Grenzen stößt, können Power2Gas-Anlagen die Flexibilität erhöhen und die Nutzung von weiteren erneuerbaren Energiepotenzialen ermöglichen. Allerdings wird grüner Wasserstoff in den nächsten Jahrzehnten ein sehr knappes Gut sein. Er sollte daher dort eingesetzt werden, wo wir ihn wirklich für die Energiewende brauchen, etwa in der Industrie. In anderen Bereichen, wie der Raumwärme, gibt es genug andere Möglichkeiten eine kostengünstige und saubere Wärmeversorgung zu gewährleisten."

Johannes Wahlmüller, GLOBAL 2000 Energie-Experte

Lesen Sie den gesamten Aktionsplan vom Ökobüro hier: Fossiles Gas-Zeitalter rasch beenden, erneuerbares Gas richtig einsetzen