06.07.2021

Besserer Schutz für Bestäuber in Österreich

Der Schutz für Wild- und Honigbienen, Schmetterlinge und andere Bestäuber ist in den derzeitigen Entwürfen des Landwirtschaftsministeriums nicht ausreichend verankert. Gemeinsam mit anderen Organisationen fordern wir jetzt die Schaffung optimaler Lebensräume für bestäubende Insekten.

Um das Insektensterben in Österreich aufzuhalten und gleichzeitig die Artenvielfalt zu erhalten, haben wir gemeinsam mit dem Österreichischen Wildbienenrat, Biene Österreich und der Berg- und KleinbäuerInnen-Vereinigung ÖBV ein Maßnahmen-Paket erarbeitet. Mithilfe eines freiwilligen Moduls für eine „bestäuberfreundliche Bewirtschaftung von Acker- und Grünland“ soll im Rahmen der österreichischen Umsetzung der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) der Schutz von Bestäubern verbessert werden.

Geschehen soll dies durch:

  1. Schaffung ausreichender und abwechslungsreicher Nahrung und Nistplätze für bestäubende Insekten über den gesamten Sommer durch qualitativ hochwertige Blühflächen
     
  2. Minimierung schädlicher Einflüsse durch bestäuberfreundliche Mähtechniken, rückstandsminimierende Pestizid-Applikationen und Verzicht auf Pestizide während der Flugzeiten
     
  3. Vermittlung und Verbreitung des Wissens über bienenfreundliche Bewirtschaftungsformen durch hochwertige Schulungsprogramme

Hier finden Sie genauere Infos zum Modul „bestäuberfreundliche Bewirtschaftung".external link, opens in a new tab

Biene

GLOBAL 2000 / Dominik Linhard

Statements zum Maßnahmen-Paket

DI Dr. Sophie Kratschmer, Wildbienenforscherin an der Universität für Bodenkultur und Gründungsmitglied des österreichischen Wildbienenrats: „In Österreich sind rund 700 Wildbienenarten beheimatet. Viele Arten sind in Europa stark rückläufig – ein ähnliches Bild zeichnet sich in Österreich ab. Ein wesentlicher Treiber ist die zunehmende Intensivierung der Landnutzung, die gerade für spezialisierte Arten zu einer Zerstörung des Lebensraums und einem Rückgang des Nahrungsangebots führt. Resiliente Bestäubung ist aber eng mit Artenvielfalt verbunden und eine Schlüsselfunktion in Ökosystemen. Wenn uns in den kommenden Jahren keine Trendwende gelingt, dann werden immer mehr Arten unwiederbringlich verloren sein.“

DI Dr. Helmut Burtscher-Schaden, Umweltchemiker bei GLOBAL 2000: „Einen starken Hebel zur Rettung der Artenvielfalt, insbesondere von Bestäubern, hat die Landwirtschaftspolitik. Denn mit Umweltförderungen aus der Gemeinsamen Agrarpolitik lassen sich Anreize für bienenschonende Anbaumethoden schaffen, Mehrleistungen von Bäuerinnen und Bauern honorieren und Weiterbildung fördern.“

DI Christian Boigenzahn, Geschäftsführer der Biene Österreich: „Wir mussten bei der Erarbeitung unseres Vorschlags für eine bestäuberfreundliche Bewirtschaftung das Rad nicht gänzlich neu erfinden. Denn die Entwürfe des Ministeriums zum Agrarprogramm ÖPUL 2023+ enthalten einige Maßnahmen mit erheblichem Potential für den Schutz von Bestäubern. Die Gefahr, die wir ImkerInnen allerdings sehen, ist, dass diese Einzelmaßnahmen in ihrer jetzigen Form nicht ausreichend attraktiv sind, um die nötige Breitenwirkung zu entfalten. Daher haben wir diese positiven Einzelmaßnahmen um ein paar neue Vorschläge ergänzt und in einem eigenständigen Modul „bestäuberfreundliche Bewirtschaftung“, zusammengefasst. Dieses Modul ist so gestaltet, dass Grünland- und AckerbäuerInnen sowie klein- und großbäuerliche Betriebe erkennen werden, dass deren Umsetzung messbare positive Effekte auf die Biodiversität haben wird."

Daniela Kohler, Bergbäuerin aus Vorarlberg und Vorstandsmitglied der ÖBV: „Wir Bäuerinnen und Bauern sind uns sehr bewusst, dass wir die Ernte, die wir jeden Herbst nach Hause fahren, zu einem großen Teil der Leistung von Bienen, Hummeln und Schmetterlingen zu verdanken haben. Aber werden unsere Kinder und Enkelkinder diese Leistung auch noch in Anspruch nehmen können, so wie wir heute? Damit die Antwort „Ja“ lauten kann, müssen wir was tun. Doch kleine Höfe, die besonders viel für die Bestäuber tun, geben vielfach die Bewirtschaftung auf – damit wird das Höfesterben zum Artensterben. Daher unterstützen wir von der ÖBV die Maßnahmen zur bestäuberfreundlichen Bewirtschaftung.“

In einem gemeinsamen Appell an die österreichische Landwirtschaftsministerin Elisabeth Köstinger fordern wir, dass unsere Maßnahmen in das Österreichische Programm für umweltgerechte Landwirtschaft (ÖPUL) zum Erhalt der heimischen Artenvielfalt eingebaut werden.

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