16.04.2020

Keine Betriebserlaubnis für Mochovce 3

Wegen der Corona-Krise sind weder die notwendigen Reparaturen, noch ein uneingeschränkter Betrieb des AKWs möglich - trotzdem wurde eine Betriebsgenehmigung beantragt.

Anfang März hat die slowakische Atomaufsicht einen „Entwurf für die Betriebsgenehmigung“ des Reaktor 3 im AKW Mochovceexternal link, opens in a new tab veröffentlicht. Die Frist zur Stellungnahme endete mit 15. April 2020. Dabei sind nicht nur die vorgelegten Dokumente unvollständig. Es gibt auch noch etliche offene Fragen wie die mangelnde Flugabsturzsicherheit und weitere fehlende Umsetzungen der Auflagen aus der Umweltverträglichkeitsprüfung. Einige zentrale Teile des Reaktors konnten noch gar nicht getestet werden – da sie schlichtweg kaputt sind.

Zerstörte Anlagen

Im Herbst 2019 wurden bei einem Pumpentest die Stahlbeton-Einbauten von zwei Kühltürmen komplett zerstört. Sie sollten eigentlich die essentielle Kühlung des geplanten Reaktors aufrechterhalten. Vier riesige Verteilerkanäle wurden zerstört. Die Eisen-Auskleidung war nicht ausreichend in Beton eingeschlossen und konnte dem Druck der 600.000 Liter Kühlwasser pro Minute nicht standhalten. Laut Experten, die am Bau des Reaktors beteiligt sind, dauert die Reparatur dieser Anlagen mehrere Monate. Trotzdem sind die Teile in der Betriebserlaubnis angeführt – mit dem Zusatz, dass die vorgeschriebenen Tests einfach nachgereicht werden. Von solchen unfertigen und ungetesteten Anlagenteilen finden sich mehrere Beispiele in der Betriebsgenehmigung.

Dabei ist nicht einmal klar, wie und ob einige dieser kaputten Teile überhaupt repariert werden können. Auf dieser Grundlage kann keine Erlaubnis für den Betrieb eines Atomkraftwerkes gegeben werden!

Ungelöste Probleme

Auch alte Probleme im Katastrophen-Reaktor wurden für die Betriebserlaubnis nicht gelöst. Dazu zählt die Flugabsturzsicherheit. Jedes neu gebaute Atomkraftwerk muss gegen Flugzeugabstürze gesichert sein, damit weder ein Unfall noch ein Terroranschlag den Reaktor gefährden können. Im Falle von Mochovce 3 ist der Reaktor, nicht auf den Absturz eines Verkehrs- oder Frachflugzeugs ausgelegt. In der Betriebserlaubnis steht offenkundig angemerkt, dass nur Simulationen zu kleinen (Sport-)Flugzeugen gemacht wurden. Die Daten der Ergebnisse werden nicht veröffentlicht, was eine Überprüfung unmöglich macht.

Das Problem liegt hier in der Ausgangslage der Reaktorbaustelle. Begonnen wurde der Bau bereits 1985. Nach der Wende wurde der Bau 1993 abgebrochen und dann 2008 wieder daran weitergearbeitet, wobei sich unterschiedlichste Baufirmen abwechselten. Einige strukturelle Probleme können wohl nie ausgebessert werden, da sie mit dem uralten Grundkonzept des geplanten Sowjet-Reaktors zusammenhängen. Diese Zustände sind für eine Inbetriebnahme im 21. Jahrhundert ungeheuerlich.

Die Corona-Krise

Als wäre die Situation nicht schon schlimm genug, können notwendige Reparaturen und Überprüfungen  wegen der Corona-Krise, nicht durchgeführt werden. Denn Fachkräfte, die die  Arbeiten am Reaktor überwachen sollten, können nicht aus Tschechien einreisen. Außerdem können wichtige Reparaturen nicht gemacht werden, da der Sicherheitsabstand nicht eingehalten werden kann.

Die generellen Sicherheitsvorkehrungen, um ein Ausbreiten der Pandemie bei den Arbeiter:innen zu verhindern, sind zudem katastrophal. Vor den Zutritts-Kontrollen des AKW bilden sich lange Warteschlangen, wobei der notwendige Abstand in der Schleuse unmöglich eingehalten werden kann. Auch die hygienischen Bedingungen beim Temperaturmessen machen die Übertragung des Virus jederzeit möglich. Die Arbeiter:innen der Baustelle wandten sich deshalb bereits an Lokalmedien, um auf die Zustände im AKW aufmerksam zu machen.

Unter diesen Umständen können weder wichtige Arbeiten am Reaktor, noch die endgültigen Tests für die Inbetriebnahme durchgeführt werden. Eine Betriebserlaubnis zu diesem Zeitpunkt ist damit unmöglich und die slowakische Atomaufsicht muss das Inbetriebnahme-Verfahren für Mochovce 3 aussetzen.