Einen Tag vor der Plenarabstimmung über den Bericht des Sonderausschusses des Europäischen Parlaments für das Genehmigungsverfahren für Pestizide (PEST) wurde heute im Europaparlament in Straßburg eine vom Medienwissenschaftler Stefan Weber gemeinsam mit dem GLOBAL 2000-Biochemiker Helmut Burtscher-Schaden verfasste Plagiatsstudie über die Europäische Riskobewertungen von Glyphosat vorgestellt. Untersuchungsgegenstand waren die Bewertungen der Gesundheitsrisiken sowie der Umweltrisiken von Glyphosat durch die deutschen Behörden BfR (Behörde für Risikobewertung) und UBA (Umweltbundesamt) zwischen 2012 und 2015 im Auftrag der Europäischen Union. Auftraggeber der Studie war eine fraktionsübegreifende Gruppe von neun Mitgliedern des PEST-Ausschusses.
Bewertung von unabhängigen publizierten Studien zur Hälfte Plagiat
Hinsichtlich der Bewertung der Gesundheitsrisiken fand man einen grundlegenden Unterschied in der Behandlung unpublizierter Industriestudien und publizierter wissenschaftlicher Literatur durch das BfR. Plagiate wurden ausschließlich in den Unterkapiteln über (unabhängige) publizierte Studien festgestellt. Der Plagiatsanteil liegt dort bei 50 Prozent.
Die Studienbeschreibungen und Bewertungen der publizierten Studien wurden aus dem Zulassungsantrag der Glyphosat-Hersteller kopiert und im Bewertungsbericht als die Beschreibungen und Bewertungen der Behörde dargestellt. Hinweise auf die wahren Autoren wurden wiederholt entfernt. Brisant ist, dass sämtliche(!) Bewertungen von publizierten Studien hinsichtlich ihrer Relevanz und Zuverlässigkeit aus dem Zulassungantrag plagiiert wurden.
In der Folge wurde keine der insgesamt 58 auf diese Art „bewerteten“ Studien als relevant oder zuverlässig eingestuft. Insbesondere gilt das auch für die epidemiologischen Studien zum Non-Hodgkin-Lymphom, die laut WHO-Krebforschungsagentur den Verdacht begründen, dass Glyphosat beim Menschen Krebs verursacht.
Methodenbeschreibung: Noch mehr "Copy-Paste"
Auch wurden klare Hinweise gefunden, die auf einen problematischen Zugang des BfR schließen lassen. Selbst die ‚Allgemeine Einführung und Erklärung der Herangehensweise des Berichterstatter-Mitgliedslandes‘ ist in weiten Teilen ein Plagiat aus dem Zulassungsantrag der Hersteller. Denn dort erklärt Monsanto seine Herangehensweise bei der Bewertung der publizierten wissenschaftlichen Studien. Die deutsche Behörde plagiierte diese Methodenbeschreibung von Monsanto. Für uns sind das klare Hinweise darauf, dass das BfR die LeserInnen täuschen wollte.
Umweltbundesamt arbeitet wissenschaftlich
Ein gänzlich anderes Bild ergab die Analyse des Kapitel des Bewertungsberichts, das sich mit publizierten Studien über Umweltrisiken von Glyphosat beschäftigt. Dieses Kapitel wurde vom deutschen Umweltbundesamt (UBA) verfasst und enhält keine plagiierten Bewertungen.