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Reisebericht Indonesien
Für unseren Palmölbericht sind wir nach Indonesien geflogen und haben uns die Plantagen genauer angesehen und mit den Einwohner der Dörfer über die wachsenden Anbaugebiete gesprochen. Martin Wildenberg, Nachhaltigkeitsexperte bei GLOBAL 2000, war für uns vor Ort und erzählt von seiner Reise.
Sumatra, South Bengkulu
Nach unserer Ankunft in South Bengkulu, Indonesien, treffen wir uns mit Dirwan Mahmud, er ist der Bupati (Distriktchef) von South Bengkulu. Dirwan Mahmud führt uns zu den Plantagen und zeigt uns die Plätze, an denen einst Urwald zu finden war. Davon ist nicht mehr viel übrig, große Teile des Waldes wurden für Palmölplantagen abgeholzt. Flussabwärts sind Überschwemmungen und Dürreperioden die Folgen der Abholzung. Wie mickrig die restlichen Waldbestände noch sind, hält meine Kollegin Vanessa Böttcher vom ORF mit ihrer Drohne fest. Die Bilder sind erschreckend.
Dirwan ist einer von den Guten, er spricht mit uns darüber wie sehr Umwelt und Landrechte durch Korruption in Bedrängnis geraten. Große Palmölunternehmen bestechen die hiesigen Verantwortlichen und enteignen so die LandbesitzerInnen.
Am dritten Tag fahren wir zu einer Palmölmühle. Der Dorfvorstand erzählt uns von den Auswirkungen der Plantagen und Ölmühlen. Hinter der Anlage befindet sich viel Abfall und große Dreckwasserbecken.
Der Fluss, der für die Einwohner von Bengkulu die Lebensgrundlage darstellt, führt mittlerweile zu wenig Wasser, abgeschlagene Holzstämme zerstören die Dammanlagen in den Dörfern und durch den eingeleiteten Mühlenabfall gehen die wichtigen Fischbestände zurück. Dabei ist das Fischen und Sammeln von Muscheln eine wichtige Einkommensquelle für die Einwohner.
Wasserbüffel waren für die Einwohner von Bengkulu immer wichtige Tiere. Sie wurden wie eine Bank behandelt, in die man Futter einzahlt und Gewinn bei Verkauf ausbezahlt bekommt. Auch kulturell spielen die Tiere eine besondere Rolle und werden den Töchtern gerne als Mitgift mitgegeben. Mittlerweile fällt es den Menschen schwer die Büffel durchzubringen, denn seit das Umland von Plantagen zugepflastert wurde, ist kein Platz mehr für die Tiere. Der Dorfvorsteher erzählt uns, er hätte nur noch einen Büffel für seine einzige unverheiratete Tochter über und er hofft, dass auch sie bald unter die Haube kommt, da es immer schwieriger wird, den Wasserbüffel zu versorgen.
Minggar Sari
Wir nehmen in Minggar Sari an einer Bauernversammlung teil und lassen uns über die problematische Situation der Landrechte aufklären. Die meisten Einheimischen besitzen keine verbrieften Landrechte. Wer ein Land über längere Zeit bewirtschaftet, dem gehört es auch. Eine offizielle Registrierung ist für einfache Bauern schwierig. Große Palmölfirmen hingegen bekommen ohne weiteres Konzessionen und können so die Einwohner von ihren Ländern enteignen.
Die weitläufigen Plantagen benötigen Entwässerungskanäle, die wiederum auch Reisfelder austrocknen, umliegende Bauern sind dadurch gezwungen ebenfalls auf Palmöl umsteigen. Selbstversorgen wie es früher möglich war, ist nun illusorisch, denn mittlerweile muss selbst Trinkwasser zugekauft werden.
Rawabindi – Abholzung und harte Arbeit
Wer das eigene Land verliert und als Arbeiter auf der Plantage Geld verdienen möchte, hat es aber auch nicht leicht. Wir sprechen mit einer ehemaligen PlantagenarbeiterIn über die geringe Bezahlung und die lange und harte Arbeit ohne Pausen.
Die großen Palmölfirmen schrecken aber auch vor geschützten Wäldern nicht zurück. Küstenwälder beispielsweise dürften nicht abgeholzt werden, da sie einen natürlich Schutz darstellen und kostbare Pflanze beherbergen.
Bengkulu Stadt – es gibt noch unberührte Flecken
Bevor wir Bengkulu wieder verlassen, machen wir noch eine ausgiebige Wanderung durch intaktes Urwaldgebiet. Die Pflanzenvielfalt hier ist atemberaubend und wir können sogar die größte Blume der Welt, die Raflesia, bewundern.
Pekanbaru – Brände zerstören Land
Ein großes Problem in Pekanbaru ist das Feuer. Als wir ankommen, finden wir riesige Flächen verbrannter Erde. Die Brände entstehen durch außer Kontrolle geratene Rodefeuer, oder aber auch gezielte Brandstiftung, um unerwünschte Waldflächen zu beseitigen. Verheerend daran sind die lang nachglühenden Moorböden, die nicht nur gesundheitsgefährdende Rauchschwaden erzeugen, sondern auch unendlich viel CO2 freisetzen. Todesfälle und Krankheiten sind die Folge der Brände.
Pungkat – Überdüngung verseucht Trinkwasser
In Pungkat sprechen wir mit Bootsbauern, deren Haupteinkommen neben der Landwirtschaft der Bootbau ist. Der Gemeindewald aus dem die Bootsbauer Jahrzehnte lang ihr Holz für die Boote bezogen haben, wurde von einer Palmölfirma übernommen. Beschwerden und Demos bringen nichts. Aus Protest zünden die Männer einen Bagger der Firma an. Nur wenige Zeit später stürmen Polizisten die Häuser der Männer, verhaften und foltern sie, bis schließlich 16 Männer verurteilt und eingesperrt werden. Ein Brand in der Nähe zerstörte den restlichen Wald und auch die Trinkwasserquellen sind nicht mehr nutzbar.
Wie verheerend die Auswirkungen der Plantagen auf das Wasser ist, zeigt uns auch ein nahe liegender Fluss. In natürlicher Form sollte das Wasser „tee-braun“ und klar sein, da es relativ nährstoffarm ist. Durch die Überdüngung der Plantagen gelangen die Mittel auch in die Flusse und lassen diese veralgen, was man gut an der grellgrünen Farbe und den Algenteppichen sehen kann.