6 Gründe warum Palmöl schlecht ist

Weil Palmöl so ertragreich ist, boomt es. Die Plantagen zerstören ganze Regionen.

Im Vergleich zu anderen Ölfrüchten zeichnet sich die Ölpalme durch einen besonders hohen Ertrag pro Hektar aus. Trotz der guten Produktivität und verhältnismäßig geringen benötigten Flächen, bringt die Palmölproduktion aber einige gravierende Probleme mit sich.

1. Artensterben

Ausgetrockneter Boden

GLOBAL 2000

Heute verlieren wir so viele Tier- und Pflanzenarten in einer so hohen Geschwindigkeit wie noch nie in der gesamten Menschheitsgeschichte. Eine der Hauptursachen ist der Verlust von Lebensraum. Palmölplantagen haben wesentlich zum Verlust von artenreichen Wäldern und vielfältigen bäuerlichen Landschaften beigetragen. In ihnen findet nur noch ein winziger Bruchteil der ursprünglichen Arten einen geeigneten Lebensraum. Besonders verheerend: Die heutigen Hauptanbaugebiete in Indonesien und Malaysia sind zwei der artenreichsten Regionen der Welt.

2. Landkonflikte

Palmölanbau in großem Stil verdrängt andere Landnutzungsarten und hat Auswirkungen auf die gesamte Landschaft und die darin lebenden Menschen. In der Nachbarschaft von Palmölplantagen trocknet der Boden aus, der traditionelle Reisanbau wird dadurch oft unmöglich gemacht. Durch intensive Düngung und die organischen Abwässer aus den Palmölmühlen werden Gewässer und Grundwasser belastet. Die Folgen sind ein Rückgang der Fische und ungenießbares Trinkwasser. Bei intensiven Regenfällen kommt es zudem oft zu Überschwemmungen und verstärkter Erosion.

3. Klimawandel

Palmölplantagen haben den höchsten CO₂-Fußabdruck pro Fläche von allen global relevanten landwirtschaftlichen Produkten. Dazu tragen vor allem das Abholzen von Wäldern und das Trockenlegen von Moorböden bei. In den oft meterdicken Moorböden wurde über Jahrtausende Biomasse gespeichert und konserviert. Werden diese trockengelegt, fangen sie an, sich zu zersetzen. Die Menge an freigesetztem CO₂ entspricht dann nicht nur der stehenden Biomasse des aktuell abgeholzten Waldes, sondern der Biomasse aller Wälder, die hier seit Jahrtausenden gestanden sind. Die Produktion von Palmöl trägt deshalb massiv zum Klimawandel bei.

Grafik: CO2-Emissionen des Palmölanbaus

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4. Feuer

Verbranntes Land in Pekanbaru

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Fangen die trockengelegten Moore Feuer, wird dieser Prozess noch beschleunigt und verstärkt. Während Indonesiens Trockenzeit kommt es regelmäßig zu verheerenden Bränden. Plantagenfirmen stehen immer wieder in Verdacht, diese Feuer absichtlich herbeizuführen. Sicher ist, dass sie durch das großflächige Trockenlegen der Moorböden maßgeblich zu diesen Bränden beitragen. Die Brände in Riau, einer der am meisten betroffenen Regionen, hatten Auswirkungen bis in den Großraum von Singapur. Die ganze Region ist immer wieder wochenlang in Rauchwolken gehüllt, mit katastrophalen gesundheitlichen Folgen für die Bevölkerung. Bereits mehr als eine halbe Million Menschen haben Atemwegsbeschwerden, vor allem Kinder leiden an den Folgen dieser Umweltkatastrophe. Allein mit den durch die Brände freigesetzten CO₂ Emissionen erzeugte Indonesien tageweise einen höheren Ausstoß an CO₂ als die gesamten USA.

Grafik: Brände durch Palmölanbau

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5. Arbeitsbedingungen

Die Arbeitsbedingungen auf den Palmölplantagen sind häufig durch Verstöße sowohl gegen internationales Recht, als auch gegen die Standards von freiwilligen Selbstverpflichtungen oder Zertifizierungsinitiativen geprägt. Untersuchungen in den Hauptanbauländern Indonesien und Malaysia zeigen immer wieder Menschenrechtsverletzungen, wie etwa (ausbeuterischer) Kinderarbeit, Zwangsarbeit und Lohnsklaverei, Diskriminierungen von Bevölkerungsgruppen und Löhne, die nicht zur Befriedigung der Grundbedürfnisse ausreichen.

6. Unzureichende Zertifizierung

Zertifizierungssysteme sind ein Teil der Lösung zu einer nachhaltigeren Palmölproduktion, sie können jedoch nicht alle Probleme lösen. Der RSPO, das derzeit am meisten genutzte Zertifizierungssystem für nachhaltigeres Palmöl, geht bislang nicht weit genug, da er den Anbau auf Torflandschaften, welche viel Kohlenstoff speichern und damit wichtig im Kampf gegen den Klimawandel sind, erlaubt, die Verwendung von hochgiftigen Pflanzenschutzmitteln zulässt und sein Beschwerdenmechanismus nicht sehr transparent ist. Als Konsument kann man aufgrund des undurchsichtigen Zertifizierungssystems nachhaltiges Palmöl schlecht von Palmöl aus Raubbau unterscheiden.