Atommüll: Endlager & Sicherheit

Atommüll aus Atomkraftwerken wird weltweit fast ausschließlich in den Abklingbecken der Reaktoren oder in sogenannten Zwischenlagern gelagert. Durch Unfälle oder Angriffe können aber radioaktive Stoffe freigesetzt werden. Daher gibt es Überlegungen, Atommüll nicht dauerhaft oberirdisch zu lagern. In Finnland gibt es das weltweit einzige weit fortgeschrittene Atommüll-Endlager-Projekt.

Bei der Anwendung von radioaktiven Stoffen in Medizin, Industrie und Forschung entstehen radioaktive Abfälleexternal link, opens in a new tab, die für Pflanzen, Tiere und Menschen gefährlich sein können. Je nach Halbwertszeit dieser radioaktiven Stoffe müssen sie dutzende bis hunderte Jahre sicher gelagert werden.

Atommüll und seine Halbwertszeit

Der Großteil des langlebigen Atommülls entsteht beim Betrieb von Atomkraftwerken: Manche radioaktive Spaltprodukte strahlen für hunderttausende Jahre und stellen die Atomindustrie vor schwer lösbare Herausforderungen. Zum Beispiel hat das hochtoxische Spaltprodukt Plutonium eine Halbwertszeit von 24.110 Jahren. Es muss für zehn Halbwertszeiten sicher von Wasser, Lebewesen und Menschen ferngehalten werden. Dabei handelt es sich um 240.000 Jahre.

Zum Vergleich:

  • Den modernen Menschen gibt es seit 300.000 Jahren.
  • Die ältesten Höhlenmalereien entstanden vor ungefähr 30.000 Jahren.
  • Die Steinzeit war vor 10.000 Jahren.
  • Die Pyramiden wurden vor 4.000 Jahren gebaut.

Viele Länder häufen seit Jahrzehnten hochradioaktiven Müll an, haben aber weder ein Endlager noch ausreichende Finanzmittel sichergestellt, um mit dieser Bürde für die kommenden Generationen umzugehen.

„Endlagerung“ von Atommüll: ungelöste Probleme

Hochradioaktiver Atommüll soll über Jahrtausende durch technische und geologische Barrieren isoliert werden. Vorzugsweise soll eine Endlagerung unter der Erde stattfinden. Dadurch wird das Risiko von unabsichtlichen (Unfall) oder absichtlichen (Terror, Krieg) Freisetzungen in die Umgebung reduziert. Einige Länder setzen auf Granitgestein als geplante Lagerstätte, andere auf unterirdische Tonvorkommen oder Salzstöcke und aufgegebene Salzbergwerke.

Onkalo – Das Atommüll-Endlager in Finnland

In Finnland wird derzeit das weltweit erste dauerhafte Lager für hochradioaktiven Müll aus Atomkraftwerken fertiggestellt. „Onkalo“ (finnisch für Hohlraum, Höhle, Unterschlupf) befindet sich in der Nähe des AKW-Standorts Olkiluoto. Die abgebrannten Brennelemente sollen in 2800 Kupfer-beschichtete Kanister verpackt und mit verpressten Bentonit-Ton ummantelt in Tunneln 500 Meter unter der Erde gelagert werden. Unter Wissenschafter:innen wird aber hinterfragt, ob die Lagerung des Atommülls in Kupferkanistern dauerhaft korrosionssicher ist. Außerdem ist fraglich, ob der gewählte Standort – in der Nähe der Ostsee – über hunderttausende Jahre stabil external link, opens in a new tabgegen den Einfluss von plattentektonischen Verschiebungen, Erdbeben oder auch Eiszeiten sein kann.

Atommüll Endlager kennzeichnen – oder nicht?

Selbst die Frage der Kennzeichnung des Atommüll-Endlagers Onkaloexternal link, opens in a new tab stellt die Ingenieur:innen vor ein Dilemma: Wird das Lager gekennzeichnet, könnte das anziehend für gefährliche Machenschaften wirken. Beispielsweise könnten Terroristen aus dem Atommüll das bombenfähige Plutonium gewinnen oder den radioaktiven Abfall für eine „schmutzige Bombe“ verwenden. Kennzeichnet man das Lager nicht, könnten zukünftige Generationen bei Bohrungen aus Versehen auf den Atommüll in Kupferkanistern stoßen und schwer verstrahlt werden.

Atommüll-Endlager in Bohrlöcher

Alternativ zur Lagerung in unterirdischen Stollen gibt es Überlegungen, sehr tiefe Bohrlöcher von 9 bis 12 Kilometer Tiefe in den Grund zu treiben und Atommüll-Fässer dort einzeln so tief abzulassen, dass sie für Menschen und Tiere ungefährlich sind. Bei Bohrungen in großen Tiefen kommt es aber immer wieder zu Verschiebungen und Einbuchtungenexternal link, opens in a new tab. Der Atommüll könnte dadurch stecken bleiben und ungeplant Kontakt mit Schichten bekommen, die über die langen Zeiträume mit Grundwasser in Berührung kommen.

Minimierung der Radioaktivität durch physikalischen Prozess

Das Volumen von hochradioaktivem Atommüll könnte theoretisch durch so genannte „Transmutation“ reduziert werden. Dabei handelt es sich um einen physikalischen Prozess, bei dem ein langlebiges radioaktives Element wie in einer speziellen Wiederaufbereitungsanlage in ein kürzer strahlendes anderes umgewandelt wird. Das Problem an dieser bisher nicht realisierten Idee ist, dass danach immer noch sehr große Mengen von langlebigen Isotopen dauerhaft gelagert werden müssten. Der Prozess ist außerdem sehr teuer und verschlingt Unmengen an Energie. Durch die Abscheidung von bombenfähigen Spaltprodukten wie Plutonium steigt noch dazu das Risiko, dass atomwaffenfähige Stoffe in die falschen Hände gelangen.

Atommüll-Endlager überwacht und gesichert

GLOBAL 2000 spricht sich für das Konzept der so genannten „Rolling Stewardships“ aus. Dabei wird radioaktiver Müll an einem Ort gelagert, der laufend überwacht und gesichert werden kann. Lecks von radioaktiven Stoffen können dadurch schnell festgestellt und notfalls kann der Müll zurück an die Erdoberfläche geholt werden. Das setzt aber die Bereitschaft von Menschen an diesem Ort voraus, sich für zigtausende Jahre um diesen radioaktiven Problemmüll zu kümmern und ihn laufend zu überwachen. Ähnlich wie beim Sondermüll müsste es dafür ein Entgeld geben. –Die Frage des Wissenstransfers über den Standort und seinen Inhalt ist nach diesem Konzept durch die direkte Weitergabe von Generation zu Generation lösbar.

Atomkraftwerke kennen keine Grenzen

Die Gefahren, die von ihnen ausgehen, betreffen uns alle. Gemeinsam können wir unsere wunderschöne Natur, unsere Gesundheit und die Zukunft unserer Kinder schützen, indem wir uns gegen Atomkraft erheben. Lassen Sie uns gemeinsam handeln - Unterstützen Sie heute unsere Arbeit gegen Atomkraft und für eine sichere und nachhaltige Zukunft mit Ihrer Spende!

Minimum € 5

Für den Umstieg auf sichere Energieträger