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Atomkraft in Finnland
In Finnland werden fünf Reaktoren an zwei Standorten betrieben.
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Derzeit laufen in Finnland vier über 40 Jahre alte Reaktoren an zwei Standorten im Süden des Landes und ein weiterer, der nach über 13 Jahren Verspätung im März 2022 erstmals ans Netz ging, aber auch 2022 wegen technischer Probleme keinen Strom lieferte. Sie lieferten 2021 32,8 Prozent der Stromproduktion.
Atompolitische Debatte
Das ursprüngliche Atomprogramm wurde vor dem Hintergrund erheblicher öffentlicher Proteste 1993 zunächst gestoppt. 2002 beschloss das Parlament jedoch den Neubau des fünften Reaktors, woraufhin die finnischen Grünen die Regierung verließen. Das finnische EPR-Projekt ist die größte private Industrieinvestition in der Geschichte des Landes. Die Wirtschaftlichkeit des Projektes ist äußerst fragwürdig, aber der Konzern Framatome-ANP brauchte nach mehr als einem Jahrzehnt der EPR-Entwicklung dringend eine Bauentscheidung. Nur durch Abnahmegarantien für den im Reaktor erzeugten Strom zu vergleichsweise hohen Preisen seitens der Teilhaber war die Finanzierung überhaupt möglich. Zusätzlich wurde das Projekt immer größer dimensioniert um Wirtschaftlichkeit zu erreichen, und ein kühner Bauplan wurde erstellt. Das Vorzeigeprojekt wurde zum wirtschaftlichen Desaster, denn der Bau verzögerte sich immer weiter: statt wie geplant 2009 soll das Projekt nun 2023 Strom liefern, die Baukosten stiegen von projektierten € 3,2 Milliarden auf derzeit geschätzte € 11 Milliarden.
Eine Ursache der Verzögerung: um die Kosten zu drücken heuerte man 1.500 Zulieferer aus 28 Ländern an. Häufig wurden Firmen beauftragt, die keinerlei Erfahrung mit so einem Großprojekt hatten, dafür aber billig waren. Die finnische Strahlenschutzbehörde STUK weigerte sich immer wieder, den Pfusch am Bau hinzunehmen. In bislang über 1.500 Fällen gab es Abweichungen von den Sicherheitsbestimmungen. Die über 13 Jahre andauernde Verspätung bei der Fertigstellung wird Privathaushalten und Industrie erhebliche Zusatzkosten bringen. Schätzungen gehen von mehr als € 3 Milliarden aus, für die teurer Importstrom zugekauft werden muss. Finnland besetzt weltweit Platz 5 im Wettrennen um den höchsten Pro-Kopf-Stromverbrauch. Eine Verbrauchsminderung etwa auf die Größenordnung in Deutschland würde es ermöglichen drei EPRs oder die doppelte derzeit in Finnland installierte Atomkapazität einzusparen. Der Ausbau der Atomkraft wird mit fragwürdigen klimapolitischen Argumenten begründet. Hintergrund der finnischen Atomkraftnutzung dürften aber Pläne zum verstärkten Stromexport und die Industrieförderung sein.
Der Anteil der Atomenergie am Gesamtstrom beträgt 32,8 %
Standort Loviisa
Blocknr | Typ | Nettoleistung | Inbetriebnahme |
Block 1 | Druckwasserreaktor WWER-440/V213 | 488 MW | 02/1977 |
Block 2 | Druckwasserreaktor WWER-440/V213 | 488 MW | 11/1980 |
Alle Blöcke: Hochrisikoreaktor, älter als 30 Jahre
Störfälle (Auswahl):
- 1993: Block 2: eine halbmeterdicke Speisewasserleitung bricht.
Standort TVO (Olkiluoto)
Blocknr | Typ | Nettoleistung | Inbetriebnahme |
Block 1 | Siedewasserreaktor | 860 MW | 09/1978 |
Block 2 | Siedewasserreaktor | 860 MW | 02/1980 |
Block 3 | Europäischer Druckwasserreaktor | 1600 MW | geplant 2009 – tatsächlich Netzanschluss März 2022 |
Block 1 & 2: Hochrisikoreaktoren, älter als 30 Jahre
Störfälle (Auswahl):
- 2020: Kontaminiertes Filtermaterial gerät in den Primäkreislauf, Austritt von Radioaktivität im Primärkreislauf, Notabschaltung
- Jänner 2022: Block 3: bei Inbetriebnahme-Tests kommt es zu einer ungeplanten Schnellabschaltung, die Inbetriebnahme verzögert sich
- Juni 2022: Block 3: Fremdmaterial in der Turbine, Probebetrieb abgebrochen
- August 2022: Block 3: Turbinenschaden, Probebetrieb abgebrochen
- Oktober 2022: Block 3: zentimetertiefe Risse in allen Impellern der Hauptkühlmittelpumpen werden im Probebetrieb entdeckt, Grund unklar, , Probebetrieb abgebrochen
Weitere Atomkraftwerke
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