Atomkraft in Belarus

Es gibt ein Atomkraftwerk in Belarus mit 2 Druckwasserraktoren am Standort Ostrovets.

In Belarus (Weißrussland) werden zwei Druckwasserreaktoren an einem Standort betrieben, die bis Ende 2020 und Ende 2023 nach mehrjähriger Bauverzögerung in Betrieb gingen. Sie lieferten 2022 11,9 % der gesamten Stromproduktion des Landes.

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Atompolitische Debatte

Im Jahr 2012 unterzeichnete der Langzeit-Machthaber Alexander Lukaschenko mit dem russischen Reaktor-Konzern Rosatom einen Bauvertrag über zwei Reaktoren des Typs AES-2006 (WWER-1200/V491) am Standort Ostrovets, mit einem russischen Kredit für den Bau über 10 Milliarden Dollar. Beim Bau kam es zu mehreren Zwischenfällen: Mitte April 2016 war eine tragende Betonkonstruktion für Gebäude zwischen den beiden Reaktoren zusammengebrochen, am 10. Juli 2016 wurde das Kernstück des ersten Reaktors, der Reaktordruckbehälter, bei der Entladung fallen gelassen und beschädigt und musste ersetzt werden – der Ersatz-Druckbehälter schlug bei der Entladung im November 2016 gegen einen Beton-Pool, sei aber nicht beschädigt worden.

Anti-Atom-Proteste 

Polen und Litauen kündigten bereits vor Betriebsbeginn der Reaktoren an, Strom aus Ostrovets zu boykottieren, sprich keinen Strom mehr aus Belarus zu beziehen. Litauen, dessen hauptstadt Vilnus 50 km und dessen Grenze nur 23 km vom Reaktor entfernt ist, erklärte Ostrovets zur Gefahr für die nationale Sicherheit wegen Verstößen und Zwischenfällen beim Bau. Auch innerhalb von Belarus gab es schon im Zuge der Umweltverträglichkeitsprüfung und während der Bauarbeiten Proteste der Zivilgesellschaft, die aber von Premier Lukaschenko unterdrückt wurden.

Entsorgung

Nach Vereinbarung von 2012 liefert Russland den Kernbrennstoff für das Atomkraftwerk und übernimmt den abgebrannte Brennstoff, was aber natürlich keine Lösung sicherstellt und auch kein Konzept für die sichere Lagerung von schwach- und mittelradioaktiven Abfällen umfasst.

Der Anteil der Atomenergie am Gesamtstrom war 11,9 %.

Standort Ostrovets

Blocknr Typ Nettoleistung Inbetriebnahme
Block 1 Druckwasserreaktor 1110 MW 11/2020
Block 2 Druckwasserreaktor 1110 MW 11/2023

Störfälle (Auswahl):

  • 2016: Block 1: Schon bei den Bauarbeiten kommt es zu mehreren Unfällen mit potenziellen Auswirkungen auf den Betrieb des Reaktors – im Juli stürzte der für den Reaktor vorgesehene Druckbehälter mehr als zwei Meter ab, wurde beschädigt und ausgetauscht – der beschädigte Druckbehälter soll mit Stand 2020 in einem russischen AKW verbaut werden
  • 2020: Block 1: Noch vor der Eröffnung der Anlage wird bei Tests versehentlich ein Hauptventil des Notkühlsystems nicht geöffnet, eine Notkühl-Wassertank implodiert. Betreiber und Atomaufsicht verheimlichen den Zwischenfall.
  • 2020: Block 1: Einen Tag nach offizieller Eröffnung der Anlage und bei der Leistungssteigerung während der Inbetriebnahme explodieren nach unabhängigen Berichten mehrere Spannungs-Transformatoren an einem Generator in der Anlage, der Reaktor wird heruntergefahren