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Atomkraft in Spanien
In den sieben Atomreaktoren Spaniens wurden 2021 20,8 Prozent des Gesamtstroms produziert. Überwiegend handelt es sich um Druckwasserreaktoren aus den 1980er Jahren. Daneben werden in Spanien Uranabbau sowie eine Brennelementefabrik betrieben.
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Uranabbau
Spanien hat im Jahr 2000 seine Uranminen stillgelegt und inzwischen mit dem Rückbau begonnen. Laut Angaben des österreichischen Ökologie-Instituts betreiben allerdings in den letzten Jahren einige Unternehmen wiederum Exploration in den früheren Uran-Bergbaugebieten (Santidad, Barquilla) sowie in der Region Estremadura. Die beteiligten Unternehmen sind WildHorse, Berkeley Resources and AREVA.
Atommüll
Schwach und mittelradioaktiver Abfall wird in El Cabril, nahe Cordoba, gelagert. Auch in Spanien gibt es aber weiterhin kein Endlager für hochradioaktiven Atommüll, es gibt noch nicht einmal einen klaren Plan, wie die Endlagerung aussehen soll, bzw. welche Standorte möglich wären. 2008 mahnte die Internationale Atomenergiebehörde IAEA Spanien, in der Endlagerfrage eine Lösung zu finden. Verständlich, haben doch die spanischen AKWs kaum noch Zwischenlagermöglichkeiten an den jeweiligen Standorten.
Störfalle
Immer öfter kracht es in spanischen Atomkraftwerken, denn die Reaktoren sind alt und werden immer älter. Gleichzeitig wird bei der Wartung gespart und die spanische Atomaufsichtsbehörde kommt ihren Aufgaben oft verspätet und ungenügend nach. Besonders schwerwiegend war ein Störfall, der sich am 26. November 2007 im AKW Asco 1 ereignete. Durch Fehlbedienung wurden in der Periode des Brennelementewechsels etwa 50 Liter hoch kontaminiertes Wasser und Schlamm in das Notbelüftungssystem geleitet. Aufgrund eines weiteren Fehlers am 29. November gelangte dieses Material über das normale Lüftungssystem in die Umgebung und Atmosphäre. Der Betreiber hat den Zwischenfall erst verschwiegen und dann als unerheblich bezeichnet. Erst im April 2008 und nach Recherchen von Greenpeace bestätigte die spanische Atomaufsicht CSN, dass der Betreiber Endesa falsche Angaben gemacht hatte. Eine Überprüfung durch CSN-Inspektoren hatte ergeben, dass mehr als 300-mal mehr Radioaktivität ausgetreten war als gemeldet: bis zu 84,95 Millionen Becquerel statt 235.000. AKW-MitarbeiterInnen und Besuchergruppen waren wissentlich der gesundheitlichen Gefährdung durch Radioaktivität ausgesetzt worden.
Atompolitische Debatte
Während des Franco-Regimes waren der Bau von bis zu 43 AKWs sowie der Ausbau der Plutoniumwirtschaft für den Bau von Atombomben vorgesehen. Dieses irrwitzige Programm wurde zum Glück nie verwirklicht.
1983 kam es zu einem Atomkraft-Moratorium, dennoch wurden mehrere AKWs fertig gestellt. 1984 aber wurde der Bau für fünf Meiler eingefroren und 1994 schließlich definitiv eingestellt. Auch bei zentralen Sicherheitsinvestitionen, die nach einem Atomunfall im AKW Vandellós nötig erschienen, zeigte die Regierung eine eher atomkritische Haltung: die Kosten seien nicht von den Steuerzahlern, sondern von den Betreibern aufzubringen. Diese lehnten aber ab und schlossen Vandellós 1, der erste stillgelegte Reaktor Spaniens.
Der Anteil der Atomenergie am Gesamtstrom beträgt 20,8 Prozent.
Standort Almaraz
Blocknr | Typ | Nettoleistung | Inbetriebnahme |
Block 1 | Druckwasserreaktor | 944 MW | 05/1981 |
Block 2 | Druckwasserreaktor | 956 MW | 10/1983 |
Block 1 Hochrisikoreaktoren, älter als 30 Jahre
Standort Ascó
Blocknr | Typ | Nettoleistung | Inbetriebnahme |
Block 1 | Druckwasserreaktor | 995 MW | 08/1983 |
Block 2 | Druckwasserreaktor | 997 MW | 10/1985 |
Hochrisikoreaktoren, Erdbebengebiet
Störfälle (Auswahl):
- 2007: gelangen radioaktive Partikel in die Umwelt, dies wird erst zu Beginn 2008 gemeldet.
- 2009: zwei Notstromgeneratoren sind wegen eines fehlerhaften Bauteils nicht einsatzbereit.
- 2011: block 1: bei Revisionsarbeiten laufen 25.000 Liter radioaktives Wasser aus, 14 Arbeiter müssen dekontaminiert werden (Schuhe und Schutzkleidung kamen mit knöcheltiefem Wasser in Kontakt).
- 2012: der Lagerplatz von 233 Strahlenquellen ist unklar, keine Ahnung, ob in Abfalllager AKW oder Zwischenlager El Cabril bei Córdoba, Nuklearaufsicht CSN leitet ein sanktionsverfahren gegen den Betreiber ein.
Standort Cofrentes
Blocknr | Typ | Nettoleistung | Inbetriebnahme |
Block 1 | Siedewasserreaktor | 1064 MW | 10/1984 |
Hochrisikoreaktor, Erdbebengebiet
Standort Cabrera (Zorita) [stillgelegt]
Blocknr | Typ | Nettoleistung | Inbetriebnahme |
Block 1 | Druckwasserreaktor | 141 MW | 08/1969 - 04/2006 stillgelegt |
Standort Lemoniz
Blocknr | Typ | Nettoleistung | Inbetriebnahme |
Block 1 | Druckwasserreaktor | 900MW | verschoben |
Block 2 | Druckwasserreaktor | 900 MW | verschoben |
Standort Regadola
Blocknr | Typ | Nettoleistung | Inbetriebnahme |
Block 1 | Druckwasserreaktor | 1000 MW | storniert |
Standort Santa Maria de Garona [stillgelegt]
Blocknr | Typ | Nettoleistung | Inbetriebnahme |
Block 1 | Siedewasserreaktor | 446 MW | 03/1971 - 12/2012 |
Hochrisikoreaktor, GE Mark I (Fukushima-Typ)
Standort Trillo
Blocknr | Typ | Nettoleistung | Inbetriebnahme |
Block 1 | Druckwasserreaktor | 1003 MW | 05/1988 |
Block 2 | Druckwasserreaktor | 1021 MW | verschoben |
Störfälle (Auswahl):
- 2019: Austritt von 10 Liter Schwefelsäure während der Reinigung von Rohrleitungen – der Zwischenfall wird erst drei Tage später der Aufsicht gemeldet.
- 2021: Zunächst Notabschaltung wegen Ventil-Fehler in Kühlsystem, dann innerhalb von 12 Stunden Feuer im Haupttransformator.
Standort Valdecaballeros
Blocknr | Typ | Nettoleistung | Inbetriebnahme |
Block 1 | Siedewasserreaktor | 975 MW | storniert |
Block 2 | Siedewasserreaktor | 975 MW | storniert |
Standort Vandellos
Blocknr | Typ | Nettoleistung | Inbetriebnahme |
Block 1 | Gasgekühlter Reaktor | 480 MW | 08/1972 - 07/1990 stillgelegt |
Block 2 | Druckwasserreaktor | 1045 MW | 12/1987 |
Block 2: Hochrisikoreaktor, älter als 30 Jahre
Störfälle (Auswahl):
- 1989: Block 1: nach einem Feuer kommt es zu schweren Problemen mit dem Sicherheitssystem.
- 2002: Block 2: nach Ausfall einer Leitung der Komponentenkühlung stellt die Aufsichtsbehörde fest, dass beide Leitungen seit Jahren korrodiert waren. Falls auch die zweite Leitung ausgefallen wäre, wäre der Reaktor kaum noch herunterkühlbar gewesen.
Links
- Departamento de Ingeniería Nuclear (span.)external link, opens in a new tab
- Foro de la Industria Nuclear Espanola (span.)external link, opens in a new tab
- Energieversorger Endesaexternal link, opens in a new tab
- Atomaufsichtsbehörde CSN external link, opens in a new tab
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