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Atomkraft in Ungarn
In Ungarn werden vier Reaktoren an einem Standort betrieben.
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Atomenergienutzung
In Ungarn sind vier Atomreaktoren aus der sowjetischen Baureihe am Standort Paks, südlich von Budapest, in Betrieb. Nach einem schweren Störfall im Jahr 2003 wurde ein Reaktor längere Zeit abgeschaltet. Das AKW Paks lieferte 2021 46,8 Prozent der ungarischen Stromproduktion. Ursprüngliche Pläne zur Verwendung von Uran ungarischer Herkunft wurden lange nicht verwirklicht, werden aber derzeit wieder in Erwägung gezogen. Bis 1997 produzierten die Mecsek-Mine 21.000 Tonnen Uran, seit 1998 läuft die Sanierung mit enormen Kosten. Sie wurde über das PHARE-Programm (Poland and Hungary: Aid for Restructuring of the Economies) der EU finanziert und beläuft sich auf US$ 170 Millionen. Die australische Firma WildHorse plant den Wiedereinstieg, sie verfügt bereits über die Explorationsrechte für vier Standorte in Südungarn im Mecsekgebirge.
Atompolitische Debatte
Nach dem russisch-ukrainischen Gasstreit forciert die ungarische Regierung den Ausbau der Atomkraft und auch die lange kritische konservative Partei ‚Fidesz’ scheint die Pläne mitzutragen. Noch unklar ist, wie die Finanzierung aufgebracht werden soll angesichts der schweren Wirtschafts- und Finanzkrise, die Ungarn seit 2008/2009 erlebt. Im April 2009 beschloss das Parlament in einer Grundsatzentscheidung die Aufnahme der Vorbereitungen für den Bau eines neuen Reaktorblocks im Atomkraftwerk Paks (Zentralungarn). Vorgesehen ist, die Kapazität des Kernkraftwerks von derzeit jährlich 2.000 auf rund 4.000 MW zu erhöhen. Für die Vorlage stimmten 330 Abgeordnete, dagegen 6, bei 10 Enthaltungen. Laut den Planungen soll der neue Reaktor 2020 ans Netz gehen. Bereits vorher lief ein Verfahren zur Verlängerung der Laufzeit für das bestehende AKW Paks. An Einrichtung bzw. Umrüstung der Sicherheits- und Kontrolleinrichtungen des AKW Paks verdiente ein von Siemens geführtes Konsortium umgerechnet rund € 20 Millionen. Diese Investitionen werden auch als Argument gegen die ursprünglichen Pläne eines Endes der vier Blöcke in den Jahren 2012 bis 2017 vorgebracht. Aufsehen erregte ein Atomunfall im April 2003, bei dem 30 Brennelemente in einem Reinigungsbehälter beschädigt wurden, und fast eine Kettenreaktion – außerhalb des inneren Sicherheitsbereichs – ausgelöst wurde. Dabei wurden allerdings radioaktive Gase freigesetzt. Dieser schwere Störfall ist auf einen von Framatome-Siemens entwickelten und installierten Reinigungsbehälter für Brennstäbe zurückzuführen. Der Reaktor stand noch bis Anfang 2005 still. Framatome hat sich nach inoffiziellen Angaben verpflichtet, € 40 Millionen Schadenersatz zu zahlen, insgesamt beläuft sich der Schaden auf etwa € 200 Millionen.
Anti-Atom-Proteste
In Ungarn gab es immer wieder Proteste gegen die Atomtransporte nach Russland. Bei einer Demonstration gegen die geplante Laufzeitverlängerung im Sommer 2003 wurden einige (Greenpeace-)AktivistInnen unter inhumanen Bedingungen festgesetzt. Sowohl in Bátaszék als auch in Pécs bildeten sich Bürgerinitiativen gegen den drohenden Uranabbau in Ungarn und auch die großen Umweltschutzorganisationen wie Energia Klub, Greenpeace und Friends of the Earth engagieren sich bei diesem Thema.
Atommüll
Im Oktober 2008 wurde in Bataapati, rund 180 Kilometer südwestlich von Budapest, ein Lager für schwach- und mittelradioaktiven Abfall eröffnet, vorerst mit überirdischen Lagermöglichkeiten, ab 2010 soll es auch unterirdische Lagermöglichkeiten geben. Ein Endlager ist bei Boda in den Mecsek-Bergen geplant und dessen geplante Inbetriebnahme für das Jahr 2047 vorgesehen. Erste Untersuchungen wurden 2001 durchgeführt, bisher gab es jedoch erst einige Oberflächenuntersuchungen.
Der Anteil der Atomenergie am Gesamtstrom beträgt 46,8 Prozent.
Standort Paks
Blocknr | Typ | Nettoleistung | Inbetriebnahme |
Block 1 | Druckwasserreaktor WWER-440/V213 | 470 MW | 12/1982 |
Block 2 | Druckwasserreaktor WWER-440/V213 | 443 MW | 09/1984 |
Block 3 | Druckwasserreaktor WWER-440/V213 | 443 MW | 09/1986 |
Block 4 | Druckwasserreaktor WWER-440/V213 | 473 MW | 08/1987 |
Alle Blöcke: Hochrisikoreaktor, kein Containment
Störfälle (Auswahl):
- 2003: Block 2: bei der Reinigung von Brennelementen werden deren Umhüllungen beschädigt, radioaktive Gase treten aus dem Reaktorgebäude aus.
- 2013: Block 3: Im Wasserkreislauf des Abklingbeckens wird ein plötzliches Absinken des Wasserstands um mehr als 1000 Liter pro Tag bemerkt, das Abklingbecken wird geleert. An den in Betondecken verbauten Kühlrohren werden massive Rostschäden mit mehreren Durchrostungen festgestellt, die teilweise repariert werden – Grund für Korrosion nicht klar, dennoch System wieder in Betrieb genommen
- 2017: Block 1: Eine Turbine fällt aus, Leistungsreduktion nur auf die Hälfte und Weiterbetrieb
- 2021: Block 2: „Fehlfunktion“ des Öl-Systems eines Generators, Reaktorleistung wird um die Hälfte reduziert
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