Bioplastik – die neue falsche Lösung!

Bioplastik oder Biokunststoff werden oft als die nachhaltige Alternative zu herkömmlichem Plastik verstanden. Doch was steckt wirklich hinter dem Begriff?

Bioplastik klingt erstmal gut, man könnte meinen, es sei aus Rohstoffen der biologischen Landwirtschaft erzeugt. Das ist allerdings meistens nicht der Fall. Der Begriff Biokunststoff ist mehrdeutig und seine Verwendung ist nicht geregelt. Denn Bioplastik besteht aus Rohstoffen, die meist aus industrieller Landwirtschaft kommen, oder ist auf petrochemischer Basis hergestellt. Biokunststoff ist kein einzelnes einheitliches Material, sondern eine ganze Familie von Materialien mit unterschiedlichen Eigenschaften und Anwendungen.

Obwohl es eine Menge (absichtliche) Verwirrung um diesen Begriff gibt, bezieht er sich im Allgemeinen auf zwei verschiedene Dinge:

  • Es gibt Biokunststoffe aus nachwachsenden Rohstoffen, wie etwa Mais, Zuckerrohr oder Zellulose. Diese Rohstoffe müssen keineswegs aus biologischer Landwirtschaft stammen (können aber). Es ist also durchaus möglich, dass Bioplastik aus gentechnisch verändertem Mais besteht.
  • Biologisch abbaubare Kunststoffe müssen nicht aus nachwachsenden Rohstoffen bestehen, diese können auch aus konventionellen petrochemischen Grundstoffen hergestellt werden. Unter welchen Bedingungen (Druck oder Temperatur) sich der Kunststoff abbaut, ist sehr unterschiedlich. „Biologisch abbaubar“ heißt in diesem Zusammenhang nicht, dass Bioplastik zuhause kompostierbar ist.

Biologisch abbaubar oder kompostierbares Plastik – nichts mehr als schöne Worte!

Unternehmen auf der ganzen Welt verwenden Bioplastik als Label oder "Marke" für vermeintliche Nachhaltigkeit. Es wird immer häufiger mit den Worten biologisch abbaubar oder kompostierbar verschleiert, dass es sich dennoch um Wegwerfprodukte handelt. Auch wenn die Einwegprodukte abbaubar wären, geschieht das in der Realität so gut wie nie, da die Kompostieranlagen für Biomüll viel kürzere Rottezeiten haben, als biologisch abbaubare Produkte benötigen. Es wäre unwirtschaftlich den gesamten Biomüll länger zu lagern. Schlussendlich landen diese Produkte also meist in der Müllverbrennungsanlage, tragen zur Ressourcenverschwendung bei und bilden keinen Kreislauf.

Verantwortlich für Regenwaldabholzung, Monokulturen, Wasserverbrauch und hohen Düngemitteleinsatz

Bioplastik (c) Ajmal Lemar Omar / shutterstock.com

Ajmal Lemar Omar / shutterstock.com

Das häufigste biogene Ausgangsmaterial ist Zuckerrohr, das überwiegend aus Brasilien stammt. Die Pflanze wird unter erheblichem Pestizideinsatz in Monokulturen angebaut, mit massiven Folgen für Mensch und Natur. Einige der dort verwendeten Pestizide dürfen in der EU nicht eingesetzt werden, um die Gesundheit von Menschen und Tieren, hier besonders Bienen, vor ihrem Gift zu schützen. Der globale Preisdruck und die Marktkonzentration in Brasilien haben zudem zu Niedriglöhnen geführt und fördern die Armut in den Anbauregionen. Seit 2018 ist in Brasilien auch der Anbau von gentechnisch verändertem Zuckerrohr zugelassen.

Aber auch aus Mais oder Kartoffeln werden „Bio“-Kunststoffe hergestellt. Auch diese werden in einer stark industrialisierten Landwirtschaft erzeugt und haben mit Bio-Landwirtschaft meist nicht viel gemein. Diese biologischen Rohstoffe werden zu chemischen Grundstoffen verarbeitet, die dann in die Produktion herkömmlicher Kunststoffe eingespeist werden. Je nach Endprodukt liegt der Anteil erneuerbarer Rohstoffe zwischen 20 und 100 Prozent. Der Rest besteht weiter aus fossilen Rohstoffen – also Erdöl und Erdgas.

Steile Wachstumsprognosen für Bioplastik

Die Kunststoffindustrie schätzt, dass die Produktion von biologisch basierten Kunststoffenexternal link, opens in a new tab zwischen 2020 und 2025 um 21% wächst. Betrachtet man die Wachstumsprognosen für „Biokunststoffe“, zeichnet sich kein gutes Bild ab. Bei dem Begriff "nachwachsende Rohstoffe" schwingt die Illusion mit, hier handle es sich um unbegrenzt vorhandene Ressourcen. Das ist ein Irrtum. Denn die Erzeugung pflanzlicher Rohstoffe braucht Böden, Dünger und häufig Pestizide. Bereits jetzt sind die bewirtschafteten Agrarflächen sehr ausgelastet. Die Klimakrise erzeugt mit langen Dürreperioden und voranschreitender Verwüstung zusätzlichen Druck auf die Lebensmittelproduktion. Mit dieser vermeintlichen „Alternative“ für Verpackungen würde sich der Druck auf die weltweiten Ackerflächen weiter erhöhen. Zusätzlich verschärft Bioplastik andere Umweltprobleme wie das Artensterben, der Verlust natürlicher Lebensräume (z.B. Regenwald in Brasilien), Wasserknappheit und verschlimmert das soziale Ungleichgewicht in manchen Regionen. Ein genauer Blick zeigt: Die Materialien schaffen neue Probleme!

Statt Fortführung der Wegwerfkultur braucht es wirklichen Wandel

Fest steht jedenfalls, dass Einwegplastik, egal aus welchem Material, unsere Wegwerfkultur fördert und ein Umdenken nötig ist! Die Vorstellung, man könne Bioplastik einfach wegwerfen, weil es schneller verrotten würde, fördert diese Wegwerfkultur.

Abfallvermeidung und Umweltschutz beginnen mit der Vermeidung unnötiger Produkte und Verpackungen. Auch Einwegprodukte aus Bioplastik sind daher keine nachhaltige Alternative. Für hochwertige, langlebige Anwendungsbereiche, bei denen der Einsatz von Plastik sinnvoll ist, kann Bioplastik eine gute Alternative sein. Ansonsten gilt: "Der beste Abfall ist der, der überhaupt nicht entsteht.“ Um Plastik im eigenen Haushalt oder unterwegs einzusparen, haben wir für Sie ein paar Ideen zusammengefasst:

  • Lebensmittel am Markt einkaufen und Rucksack oder Stoffbeutel zum Einpacken mitnehmen
  • Biokiste bestellen und möglichst oft selbst für die Schule, Universität oder das Büro kochen
  • Impulskäufe im Supermarkt (Süßigkeiten, süße Getränke, usw.) meiden
  • statt To-Go, sich die Zeit nehmen, und Essen oder Getränke in Restaurants genießen
  • eigene Behälter bei der Essensbestellung / an der Theke für Käse und Fleisch mitnehmen
  • Wasch- und Putzmittel selbst in eigene Behälter abfüllen (in Österreich bietet dies DM in einzelnen Filialen an, aber auch einige lokale Unverpackt-Läden)
  • Reinigungsmittel selber machen 
  • Bienenwachstücher oder altes Tupperware für die Lagerung von Lebensmittel im Kühlschrank nutzen
  • Biomüll nicht in biologisch abbaubaren Sackerl sammeln, sondern in einem altem Zeitungspapier oder noch besser in einem Kübel zur Biotonne bringen – alternativ auf den eigenen Kompost oder in eine Wurmkiste geben