Einwegpfand ist Todesstoß für Mehrweg
Starke Befürworter des aktuellen Systems befürchten eine rückläufige Mehrwegquote aufgrund eines Pfandsystems. Am Beispiel Deutschlands sehen wir aber, dass dies de facto nicht stimmt, da sie mit 42 % eine wesentlich höhere Mehrwegquote als Österreich (19 %) aufweisen. Generell sind Mehrwegsysteme in allen Ländern – ob mit oder ohne Einwegpfand – stark zurückgegangen. Deutschland hat seit 2003 ein Einwegpfandsystem und ist mit 42 % Mehrweganteil dennoch Weltspitze. Interessanterweise kommt dieses Argument von Organisationen, die sich in der Vergangenheit gegen verpflichtende Maßnahmen zum Schutz von Mehrweg gestellt haben. Nichtsdestotrotz ist Mehrweg das ökologisch sinnvollste Gebinde und muss daher auch zusätzlich gefördert werden. Es braucht ein Pfandsystem in Kombination mit verpflichtenden Mehrwegquoten. So schafft man eine Gleichstellung zwischen Einweg und Mehrweg und kann die Kreislaufwirtschaft in Österreich tatsächlich voranbringen - wiederverwenden wo möglich und alles andere bestmöglich recyceln.
Pfand verhindert Littering nicht
Doch, sogar sehr. PfandgegnerInnen bezweifeln zum Teil, dass ein Pfandsystem das achtlose Wegwerfen von Getränkeverpackungen verhindern würde. Die hohen Rücklaufquoten in den zehn europäischen Ländern mit Pfandsystem beweisen das Gegenteil. Getränkeverpackungen werden häufig unterwegs konsumiert und daher auch öfter nicht sachgemäß entsorgt. Manche Auswertungen zeigen, dass Getränkeverpackungen sogar 76 % der Abfälle ausmachen.
10-Punkte Plan ist besser als Pfandsystem
Einige Punkte im 10-Punkte Plan der WKO sind durchaus unterstützenswert und sogar teilweise dringend notwendig, dennoch sind sie kein Ersatz für ein Pfandsystem. Hinsichtlich der Kosten sind sich Handelsverband und Wirtschaftskammer einig: Ihr 10-Punkte Plan sei um mindestens 60 Millionen Euro günstiger, zudem würden die zusätzlichen Kosten bei Einführung eines Pfandsystems der Handel und die Konsumenten tragen. Keine dieser Behauptungen wird nachweisbar begründet noch mit Zahlen belegt. Erstens zeigt die noch von Bundesministerin Köstinger beauftragte Studie, dass die Einführung eines Pfandsystems die kostengünstige Lösung für das Erreichen der EU-Vorgaben darstellt. Und zweitens sind in Deutschland die Preise für Getränke nach der Einführung eines Einwegpfandes sogar leicht gesunken. Auch Stimmen aus der Politik werden in diesem Zusammenhang lauter, so fordert z.B. SPÖ-Umweltsprecherin Herr, dass das Kostenargument zwar immer wieder aufgegriffen werde, aber Belege hierfür immer noch ausbleiben. Ein 2-seitiges Papier mit einer ausführlich ausgearbeiteten, öffentlichen Studie zu vergleichen, grenzt an Hohn. Vor allem, wenn keinerlei Belege für die Behauptungen darin gebracht werden und mit falschen Zahlen argumentiert wird.
Sammelquoten von 95 % jetzt schon erreicht
Schön wärs! WKO, Wirtschaftsbund und Handelsverband ließen immer wieder mit der Aussage aufhören, Vorarlberg, Tirol und das Burgenland würden bereits deutlich über 90 % der Plastikflaschen getrennt sammeln. Aber leider stimmt das ganz und gar nicht. Die Abfallwirtschaftsverbände aus den besagten Bundesländern forderten die Wirtschaftskammer auf, Daten und Fakten zu schaffen, die belastbar sind, statt kolportierte Zahlen zu verbreiten.
Wir können die 90 % getrennt Sammelquote ohne Pfand erreichen
Nein! Diese Vorgabe für Plastikflaschen ist in der Einwegplastikrichtlinie verankert und muss von allen EU-Mitgliedstaaten bis 2029 erreicht werden, sonst fallen Strafzahlungen an. Internationale Vergleiche zeigen ganz klar, kein Land ohne Pfandsystem schafft eine Getrenntsammelquote von 90 %.
Der Faktencheck zeigt...
In der Debatte wird sehr häufig ohne nachvollziehbare Datenlage argumentiert. Der Gegenwind von Seiten der Wirtschaft einzelner weniger Akteure verbleibt unsachlich, intransparent und es fehlt an jeglicher Nachvollziehbarkeit. An hervorragenden Beispielen in ganz Europa sieht man, dass Pfandsysteme schon lange erprobt sind, eindeutig funktionieren und die Sammelquoten mit Leichtigkeit erfüllt werden können. Ein Pfandsystem für Einweg und eine stufenweise Erhöhung der Mehrwegquote sind die günstigsten und effektivsten Methoden, die EU-Vorgaben zu erreichen, die Umwelt von Littering zu befreien und die Welt ein kleines bisschen besser zu machen. Darum – Pfand drauf!