Mehr als fünf Kilogramm Kosmetik nutzen wir jährlich pro Person. Dazu gehören Körperpflegeprodukte wie Bodylotion, Zahnpasta, Gesichtscreme und Aftershave ebenso wie dekorative Kosmetik wie Wimperntusche und Lippenstift. Tausende unterschiedliche Substanzen werden als Inhaltsstoffe in diesen kosmetischen Produkten verwendet. Die meisten davon gelten als harmlos, doch nicht alle sind für unsere Gesundheit so gut, wie wir uns das wünschen würden, denn viele Körperpflegeprodukte enthalten hormonell wirksame Chemikalien als Inhaltsstoffe.

Was haben Hormon-Chemikalien in Kosmetik verloren?

Die Europäische Union hat eine Verdachtsliste für hormonell wirksame Chemikalien erstellt, die sogenannte “EU-Prioritätenliste“. 194 Chemikalien wurden in dieser Prioritätenliste in der höchsten Kategorie (Kat.1) eingestuft, da für diese Stoffe endokrinschädigende Effekte bei Tieren festgestellt wurden. Die meisten der in unserem Kosmetikcheck überprüften Inhaltsstoffe, so auch alle Parabene, sind auf der EU-Prioritätenliste für hormonell wirksame Chemikalien in der höchsten Kategorie (Kat.1) eingestuft. Eine Besonderheit vieler hormonell wirksamer Chemikalien ist, dass sie - so wie echte Hormone – bereits in sehr kleinen Konzentrationen ihre Wirkung entfalten. Einen solchen “Niedrigdosiseffekt“ zeigt auch das meist verwendete Kosmetik-Hormon „Methylparaben“. In dem von der EU-Kommission beauftragten und 2012 erschienenen Report von Kortenkamp et al.1 wurden Parabene als „Inhaltsstoffe von wachsender Besorgnis“ beschrieben. Über eine Auftragung auf die Haut gelangen Parabene in den menschlichen Körper. Sie lassen sich bereits kurz nach der Anwendung im Blut nachweisen. Auch im Tumorgewebe von BrustkrebspatientInnen wurden Parabene gefunden. Sie stehen unter anderem auch deshalb im Verdacht Brustkrebs zu fördern.

Kosmetik-Chemikalien auch im Menschen nachweisbar

Hormonell wirksame Parabene, chemische UV-Filter und synthetische Moschusverbindungen lassen sich in Blut, Harn und Körpergewebe der meisten Menschen nachweisen. Als bedeutendste Quelle für diese Schadstoffbelastung gelten Kosmetikprodukte. Über die Gebärmutter erreichen diese Stoffe auch den sich entwickelnden Fötus und werden im Blut von Neugeborenen ebenso nachgewiesen wie in der Muttermilch. 

Welche hormonell wirksamen Stoffe werden in Kosmetik verwendet?

Die hormonell wirksamen Chemikalien, die am häufigsten gefunden werden, sind Parabene. Sie werden als Konservierungsmittel eingesetzt. Häufig findet man auch die UV-Filter Ehtylhexyl Methoxycinnamate (OMC) und Benzophenone. Alle anderen aufgelisteten Stoffe werden seltener eingesetzt. Hier können Sie sich auch eine Liste der hormonell wirksamen Stoffe in Kosmetik herunterladen.

Häufiges Vorkommen

  • Methylparaben, Ethylparaben, Probylparaben, Butylparaben
  • Ethylhexyl Methoxycinnamate
  • Cyclomethicone (alternative Bezeichnung: Cyclotetrasiloxane)
  • Alcohol denat. (vergällter Alkohol)
  • Triclosan

Weniger häufiges Vorkommen

  • Resorcinol (Achtung! In Haarfärbemittel auch häufig zu finden)
  • Benzophenone-1, Benzophenone-2 (Achtung! In Sonnencreme auch häufig zu finden)
  • BHA
  • Diethylphthalate
  • 4-Methylbenzylidene Camphor, 3-Benzylidene Camphor
  • Hydroxycinnamic Acid
  • Boric Acid
  • Dihydroxybiphenyl

Wie kann ich mich schützen?

Um die Belastung mit hormonell wirksamen Chemikalien zu reduzieren müssen wir an der Wurzel ansetzen - nämlich bei den Produkten. Unsere Kosmetik-Checks zeigen, dass es Alternativen zu hormonell wirksamen Inhaltsstoffen gibt und diese auch schon oft im Bereich der Körperpflege eingesetzt werden. Allerdings gibt es noch immer schwarze Schafe unter den HerstellerInnen die diese Substanzen verwenden.

Produkte unter die Lupe nehmen

KonsumentInnen können sich schützen, indem sie die Liste der Inhaltsstoffe von Kosmetikprodukten genau unter die Lupe nehmen und Produkte mit hormonell wirksamen Chemikalien meiden. Wir haben dazu eine Liste mit allen hormonell wirksamen Chemikalien für Sie zusammengestellt. Außerdem haben wir für Sie eine Übersicht über die Ergebnisse des Kosmetik-Check 2013 und 2016 zusammengestellt. Dort können Sie nach Produkten aus ihrem Badezimmerschrank suchen.

ToxFox - die Kosmetikcheck-App

Mit der Kosmetik-Check App „ToxFox“ scannen Sie einfach den Strichcode Ihres Lieblingsprodukts und schon wissen Sie ob darin hormonell wirksame Chemikalien enthalten sind. Bei belasteten Produkten kann zugleich eine Protestnachricht an die HerstellerInnen gesendet werden, die KonsumentInnen können damit ein deutliches Signal setzen, dass sie Kosmetika ohne schädliche Stoffe wollen. Den Toxfox gibt es für iOS und Android.

Zertifizierte Naturkosmetik

Auf der sicheren Seite sind Sie mit zertifizierter Naturkosmetik, denn diese darf keine hormonell wirksamen Chemikalien enthalten. Wir haben für Sie eine Liste mit Naturkosmetik-Labels zusammengestellt.

Eigenmarken von BIPA, Hofer und Spar

Nach unserem ersten Kosmetik-Check 2013 haben sich BIPA, Hofer und Spar dazu entschlossen Ihre Eigenmarken MY, Babywell und Clever frei von hormonell wirksamen Inhaltsstoffen zu produzieren. Vorsicht ist nur bei alten Chargen geboten, darin können noch alte Inhaltsstoffe enthalten sein.