Hoher Wasserverbrauch, ernsthafte Risiken für Umwelt und Gesundheit und Ausbeutung der ArbeiterInnen.

Baumwolle ist durstig

Baumwolle stammt aus den Tropen, wo es viel regnet. Die Pflanze braucht viel Sonne und viel Wasser. Wenn man die Baumwolle ernten will, ist Regen jedoch schlecht, denn die weiße Watte saugt sich voll Wasser und verfault. Deswegen wird Baumwolle in Trockengebieten angebaut und künstlich bewässert. Dort ist Wasser allerdings knapp. Keine andere Nutzpflanze ist so durstig wie Baumwolle. Man schätzt, dass für den Baumwollanbau derzeit etwa so viel Wasser verbraucht wird wie in allen privaten Haushalten der Erde zusammen.
Wie sich das auswirkt? Ein besonders schlimmes Beispiel ist der Aralsee.

Halb verschwunden: Der Aralsee

Das Wasser aus dem Aralsee zwischen Usbekistan und Kasachstan wurde 50 Jahre lang zum Bewässern riesiger Baumwollfelder verwendet. Weil es dort kaum regnet, sank der Wasserspiegel des Aralsees um über 20 Meter. Das ist so hoch wie ein Haus mit sieben Stockwerken. Über die Hälfte des Sees ist einfach verschwunden. Schiffe liegen auf dem Trockenen und Fischer wurden arbeitslos. Eigentlich ist der Aralsee riesig: 125 mal so groß wie der Bodensee. Nun aber fehlt den Menschen sogar Trinkwasser, denn das restliche Wasser des Aralsees ist inzwischen viel salziger als Meerwasser. Die trocken gefallenen Flächen sind eine Salzwüste.

Mehr als 80% des Wasser-Fußabdrucks der in Europa konsumierten Baumwolle entstehen außerhalb der Europäischen Union, mit den größten Auswirkungen in den Erzeugerländern. Wasservorkommen werden ausgebeutet und/oder verschmutzt. In Westafrika geschieht die Bewässerung der Baumwollfelder mit Regenwasser. Das Hauptproblem ist hier die Verschmutzung des Wassers durch die Verwendung von chemischen Düngemitteln und Pestiziden.

Baumwollhandel in Kamerun und Togo

Baumwolle ist ein wichtiges Exportgut für viele westafrikanische Staaten. Die Region erzeugt in etwa 5 % der weltweiten Baumwollproduktion und 15 % des weltweiten Handels mit Baumwollfasern. Für Kamerun und Togo ist Baumwolle ein wichtiges Exportgut. Beide exportieren dieses Material vorwiegend in andere Länder des Südens wie China, Pakistan, Malaysia und Marokko. Dennoch zählen die Baumwollbauern aus Westafrika zu den ärmsten der Welt. Die Existenz vieler von ihnen ist absolut abhängig von der Baumwolle. In Kamerun und Togo wird Baumwolle in zahlreichen kleinen (Familien-) Betrieben kultiviert, wo Kinderarbeit weit verbreitet ist. Es wäre nicht möglich aus dem Baumwollanbau Profit zu schöpfen, ohne dass sich (unbezahlte) Familienmitglieder am Anbau beteiligen. Die für die Kultivierung eingesetzten Düngemittel sind extrem teuer und die für Baumwolle am Markt zu erzielenden Preise werden durch große Mengen subventionierter Baumwolle aus industrialisierten Ländern niedrig gehalten. Das macht es für afrikanische Bauern sehr schwierig, am Weltmarkt zu bestehen.

    Baumwolle - Fluch oder Segen?

    In Kamerun und Togo profitiert die ländliche Wirtschaft aber auch von der Entwicklung der Baumwollproduktion. Die Entwicklung der ländlichen Infrastruktur wurde dadurch gestärkt (durch den Bau von Straßen, Schulen, Spitäler und Brunnen) und ermöglichte den Bauern Zugang zu sozialen Dienstleistungen (wie Bildung und Gesundheitswesen).

    In vielen Teilen Westafrikas wurden die Baumwollanbauflächen ausgeweitet und dafür Bäume und Steppen gerodet. Dies hat zu einem Verlust von Artenvielfalt und von fruchtbaren Böden einhergehend mit Bodenerosion und Desertifikation geführt.

    In Kamerun und Togo haben die Erträge aus der Baumwollernte in den letzten 5-10 Jahren abgenommen. Dafür verantwortlich ist der fortwährende Einsatz von chemischen Düngern und Pestiziden. Die Verwendung von Bio-Düngern anstelle von chemischen könnte eine Entlastung für die überbeanspruchten Böden darstellen, ist aber noch nicht weit verbreitet.

      Verheerende Arbeitsbedingungen und Kinder-Zwangsarbeit

      Leider sind die Arbeitsbedingungen in der Baumwollindustrie oft verheerend. Die ArbeiterInnen werden regelrecht ausgebeutet. Die Ernte der Baumwolle ist nicht nur extrem zeitaufwändig und anstrengend, sondern aufgrund des intensiven Pestizideinsatzes auch gefährlich. Nur in wenigen Ländern werden Maschinen zur Ernte des „weißen Goldes“ eingesetzt, sehr häufig wird von Hand gepflückt - nur allzu oft von Kinderhand.

      Ein besonders trauriges Beispiel ist Usbekistan, einer der größten Baumwollexporteure der Welt. 20 Prozent der Deviseneinnahmen des Landes werden der Baumwolle zugerechnet. Und damit sich die Produktion des weltweit wichtigen Rohstoffs rechnet, wurden bis vor ein paar Jahren fast eine halbe Million Kinder und Jugendliche jedes Jahr für zwei bis drei Monate vom Unterricht abgezogen und zum Zwangsdienst auf die Baumwollfelder verbannt. Die Mädchen und Buben müssten pro Kopf bis zu 20 Kilogramm Baumwolle pro Tag liefern — die schwere Last zogen sie in Tüchern hinter sich her. In der Zeit der Baumwollernte wurde ihnen das Recht auf Bildung verwehrt — anstelle ihrer Leistungen in Mathematik oder Geographie wurde das tägliche Gewicht ihrer Ernte bewertet. Und obwohl Kinderarbeit in Usbekistan seit 2012 offiziell verboten ist, müssen nach wie vor und in trauriger Regelmäßigkeit Minderjährige in den Plantagen arbeiten. 

      Baumwollerzeugung birgt ernsthafte Risiken für Umwelt und Gesundheit. Baumwolle wird üblicherweise als Monokultur angebaut und benötigt fruchtbares Land sowie einen hohen Einsatz von Mineraldüngern, Unkrautvernichtungsmitteln, Insektiziden und Fungiziden. Diese Mittel stellen eine zunehmende Belastung für die Gesundheit der Arbeiter dar. Aber nicht allein die Pestizide, die im Baumwollanbau eingesetzt werden, machen Baumwolltextilien zum wahren Killer. Die in der Verarbeitung verwendeten Farben und Chemikalien sind ebenfalls oft giftig und gefährden TextilarbeiterInnen.

      Die Arbeitsbedingungen in der Textilindustrie sind meist ebenso katastrophal wie auf den Baumwollfeldern. Beim Sandstrahlen von Jeans, damit diese den modischen „used look“ bekommen, wird quarzhältiger Sand mit Hochdruck auf den Stoff geblasen. Dabei gelangt der Sandstaub in die Luft und in der Folge in die Lunge der ArbeiterInnen, die meist ohne ausreichende Schutzkleidung arbeiten. Dieser Staub verursacht die unheilbare und oft zum Tod führende Krankheit Silikose (Staublunge). Mehr über das Sandstrahlen von Jeans und was Sie als KonsumentIn dagegen tun können unter cleanclothes.at

      Die Reise eines T-Shirts am Weltmarkt

      Ein T-Shirt aus Baumwolle legt für gewöhnlich einen langen Weg rund um die Welt zurück, bevor es in den Verkaufsregalen landet. Es nimmt seinen Ausgang als Baumwollpflanze auf einem Feld, wird in zahlreichen Verfahren verarbeitet – angefangen bei der Baumwollernte, über die Verarbeitung zu Fäden und dem anschließenden Kardieren, Spinnen und Weben, bis hin zum Bleichen und Färben – um schlussendlich als farbenprächtige Baumwolltextilie zum Verkauf angeboten zu werden. Wenn man die wichtigsten Industriezweige der Baumwoll- und Textilerzeugung beleuchtet, so zeigt sich ein undurchsichtiges Netz aus Handelsströmen mit Materialien und Wasser, das gleichzeitig das klassische Bild des Welthandels repräsentiert.

      Das durchschnittliche Baumwoll-Shirt hat einen Wasser-Fußabdruck von 2.700 Litern. Um ein Kilogramm Stoff aus Baumwolle zu erzeugen, benötigt man im (globalen) Durchschnitt 11.000 Liter Wasser.

      Die Reise beginnt also bei der Baumwollerzeugung. Baumwollpflanzen sind krautige Pflanzen oder Sträucher, die in tropischen und subtropischen Zonen auf der ganzen Erde wachsen. Im Jahr 2009 waren China und Indien die weltweit größten Baumwollproduzenten. 2008 war die USA der größte Baumwollexporteur (3,9 Mio. Tonnen), während Asien mit Abstand der größte Importeur war (5,6 Mio. Tonnen, gefolgt von Lateinamerika mit nur 0,6 Mio. Tonnen).

        Bevor ein Bekleidungsstück daheim im Kasten landet, hat es einen langen Weg hinter sich. Die einzelnen Arbeitsschritte, wie die Verarbeitung, das Färben und das Nähen finden meist in unterschiedlichen Ländern und sogar Kontinenten statt. Der CO2-Rucksack eines T-Shirts liegt je nach Größe zwischen fünf und neun Kilogramm CO2.

        Etwa 45% des „virtuellen“ Wassers in Baumwollprodukten ist Wasser zur Bewässerung der Pflanze, 41% ist Regenwasser,das während der Wachstumsperiode auf dem Feld verdunstet, und 14% ist Wasser, das notwendig ist, die Abwässer zu verdünnen, die durch die Verwendung von Düngemitteln auf den Feldern und von Chemikalien in der Textilindustrie anfallen.

        Die Textilindustrie ist in entwickelten Ländern fast gänzlich verschwunden und hat ihre Mühlen und Fabriken in Schwellen- und Entwicklungsländer in Asien ausgesiedelt, das mit Abstand der größte Baumwollimporteur ist. In Dhaka, der Hauptstadt von Bangladesch, gibt es rund 3.000 Textilfabriken, in denen Textilarbeiter (vorwiegend Frauen) etwa 250 T-Shirts pro Stunde produzieren und dabei durchschnittlich 42 Euro im Monat verdienen. Dieser Industriezweig ist gekennzeichnet durch sehr hohen Stromverbrauch, starke Umweltverschmutzung und sehr niedrige Sozial- und Umweltstandards. Es überrascht daher nicht, dass der Endpreis, den Konsumenten für ein T-Shirt zahlt, im Normalfall nicht die real verursachten sozialen, ökologischen und wirtschaftlichen Kosten deckt, die so eine Reise verursacht.

        Was kann ich tun?