Mikroplastik: die unsichtbare Gefahr

Mikroplastik sind kleinste Plastikteilchen, die z.B. in Peelings benutzt werden. Über das Abwasser reichert es sich in Flüssen uns Meeren an.

Was ist Mikroplastik?

Als Mikroplastik werden feste und unlösliche synthetische Polymere (Kunststoffe) bezeichnet, die kleiner als fünf Millimeter sind. Diese sind im zunehmendem Ausmaß in der Umwelt nachweisbar. Da Plastik in der Umwelt sehr langsam zerfällt, ist davon auszugehen, dass es sich dort weiter anreichert.

Mikroplastik auf Finger

GLOBAL 2000 / Evelyn Knoll

Man unterscheidet zwischen primärem (also absichtlich für die Anwendung hergestelltem) und sekundärem Mikroplastik:

  • Das primäre Mikroplastik wird eigens produziert und unzähligen Haushaltsartikeln zugesetzt. Beispielsweise taucht es als Schleifmittel in Peelings und Zahncremen oder als Füllstoff und Bindemittel in Kosmetika auf. Darüber hinaus findet man es in Reinigungsmittel wie Waschmitteln und Duschgels und in Wandfarben. Primäres Mikroplastik wird in Form von Pellets industriell hergestellt. Dabei können unterschiedliche Plastikarten wie Polyethylen (PE), Polypropylen (PP), Polystyrol (PS), Polyethylenterephthalat (PET), Polyvinylchlorid (PVC), Polyamid (Nylon) und Ethylenvinylacetat (EVA) zum Einsatz kommen.
  • Sekundäres Mikroplastik entsteht durch den Zersetzungsprozess, beim Zerfall größerer Kunststoffteile durch die Einwirkung von Sonne, Wind und Wellen. Dabei werden mikroskopisch feine Partikel freigesetzt und gelangen in unser Ökosystem.

Wie kommt Mikroplastik in die Umwelt?

Primäres Plastik aus Haushaltsprodukten, Kosmetika und Reinigungsmittel, sowie Mikrofasern die beim Waschen von Kunstfasern freigesetzt werden, gelangen ins Abwasser. Laut Angaben der österreichischen Kläranlagen-Betreiber können Kläranlagen etwa 95 % des Mikroplastiks aus dem Wasser filtern. Das Mikroplastik reichert sich dann im Klärschlamm an. Allerdings werden Klärschlämme in Österreich zum Teil kompostiert oder zur Düngung direkt auf landwirtschaftliche Felder ausgebracht. Das mit großem Aufwand von der Kläranlage aus dem Abwasser entfernte Mikroplastik, landet so erst wieder auf den heimischen Böden. Direkt in die Umwelt gelangt Mikroplastik beispielsweise durch den Abrieb von Autoreifen.

Insgesamt gelangen in der EU laut Berechnungen der EU-Kommission jedes Jahr schätzungsweise 75.000 bis 300.000 Tonnen Mikroplastik in die Umwelt.

GLOBAL 2000 fordert ein EU-weites Verbot von primärem Mikroplastik. Denn Mikroplastik in Kosmetik- und Reinigungsprodukten sind vermeidbare Quellen für eine Umweltbelastung durch Mikroplastik.

Mikroplastik zieht Gifte an und schädigt Meeresbewohner

Kunststoff wirkt aufgrund seiner Oberflächeneigenschaften wie ein Magnet auf Umweltgifte. Diese befinden sich im Wasser und reichern sich auf der Kunststoffoberfläche an. Hier lassen sich hundertmal höhere Konzentrationen als im Umgebungsmeerwasser messen. Die Kunststoffe werden dann samt Schadstoffen von den Meeresorganismen aufgenommen: Mikroplastik wurde in Seehunden, Fischen, Muscheln und kleineren Organismen nachgewiesen, die es passiv oder mit ihrer Nahrung aufnehmen. Im Magen-Darm-Trakt können diese Schadstoffe wieder freigesetzt werden und Einfluss auf den Organismus nehmen.

Die Auswirkungen der Mikroplastikaufnahme sind vielseitig. Studien verweisen auf Gewebeveränderungen bzw. Entzündungsreaktionen und toxikologische Auswirkungen, bis hin zu inneren Verletzungen und Todesfällen.

 

Microplastics eaten by Zooplankton (c) Matthew Cole / Plymouth Marine Laboratory

Matthew Cole / Plymouth Marine Laboratory - aus Cole et.al. (2016): Marine microplastic debris: a trageted plan for unterstanding and quantifying interactions with marine life. In: Frontiers in Ecology and the Environment. 14 (6): 317-324

Mikroplastik wird auch von Kleinstlebewesen, wie Zooplankton, aufgenommen. Plankton ist eine wichtige Nahrungsgrundlage für Fische. Diese werden wiederum von größeren Raubfischen gefressen. Der nicht abgebaute Kunststoff und die Schadstoffe können sich im Gewebe ansammeln und so Teil der Nahrungskette werden. Über die Auswirkungen auf den Menschen ist bisher nur wenig bekannt.

Sicher ist hingegen: Je kleiner die Plastikpartikel sind, desto größer das Risiko der Aufnahme und die Anzahl der Tiere, die es konsumiert. Ist Mikroplastik erst in den Flüssen und dem Meer, kann es nicht wieder entnommen werden. Der Zustand der Meeresumwelt ist besorgniserregend und die Auswirkungen sind kaum abzuschätzen. Daher muss der vermeidbare Eintrag von Mikroplastik gestoppt werden.

Warum wird Mikroplastik in der Kosmetik eingesetzt?

Mikroplastik wird in unterschiedlichen Größen und Formmassen eingesetzt – unter anderem als Pulver oder Lösung. Kunststoffe dienen als Peelingpartikel, Bindemittel, Filmbildner und Füllmittel in Duschgels, Shampoos, Cremen und dekorativer Kosmetik.

Häufige Kunststoffe in Kosmetika und ihre Abkürzungen:

  • Polyethylen PE
  • Polypropylen PP
  • Polyethylenterephthalat PET
  • Nylon-12 Nylon-12
  • Nylon-6 Nylon-6
  • Polyurethan PUR
  • Acrylates Copolymer AC
  • Acrylates Crosspolymer ACS
  • Polyacrylat PA
  • Polymethylmethacrylat PMMA
  • Polystyren PS