GLOBAL 2000-Analyse deckt auf: Starker Anstieg bei Verwendung gefährlicher Pestizide

Der Pestizideinsatz in Österreich steigt seit Jahren deutlich an – entgegen der öffentlichen Darstellung und irreführender EU-Indikatoren. Eine neue umfassende Auswertung von GLOBAL 2000 zeigt: Seit 2010 nahmen die Pestizidbehandlungen um 22 Prozent zu, besonders gefährliche Wirkstoffe verzeichnen sogar die stärksten Anstiege. Möglich wurde die Analyse erst, nachdem das Landwirtschaftsministerium erstmals die vollständigen Verkaufszahlen aller rund 300 in Österreich eingesetzten Wirkstoffe offengelegt hat.

Jahrzehntelang verschleierte Daten: nun erstmals vollständig einsehbar

Obwohl GLOBAL 2000 die Herausgabe der Wirkstoffdaten bereits 2022 mithilfe des Umweltinformationsgesetzes und eines Urteils des Europäischen Gerichtshofs erreichen konnte, blieb die Veröffentlichung vieler Wirkstoffe damals untersagt. Erst die parlamentarische Anfrage führte dazu, dass nun sämtliche Verkaufszahlen vorliegen. Darauf basierend hat GLOBAL 2000 auch ältere, bisher nur eingeschränkt zugängliche Daten aufbereitet und ausgewertet.

Das Ergebnis widerspricht klar dem gängigen Narrativ:

Der Pestizideinsatz sinkt nicht – er steigt, und das besonders bei den gefährlichsten Substanzen.

22 % mehr Pestizidbehandlungen seit 2010

Für die tatsächliche Bewertung des Pestizideinsatzes zählt nicht die verkaufte Menge, sondern die damit behandelte Fläche. Mithilfe der vom deutschen Umweltbundesamt berechnete Standard-Hektaraufwandmengen ergibt sich für 2024 eine pestizidbehandelte Fläche von rund 7,5 Millionen Hektar – ein Plus von 22 % gegenüber 2010.

Österreich bewirtschaftet (ohne Grünland) etwa 1,4 Millionen Hektar Agrarflächen. Damit gilt: Im Jahr 2024 erfuhren landwirtschaftliche Flächen durchschnittlich fünf Pestizidbehandlungen.

Drei Wirkstoffe dominieren 35 % der Anwendungen

Von den 190 Pestiziden, die im Jahr 2024 eingesetzt wurden, belegen drei Wirkstoffe – Difenoconazol, Tefluthrin und Cypermethrin – gemeinsam 35 % der gesamten pestizidbehandelten Fläche.

Besonders problematisch:

  • Difenoconazol und Cypermethrin gelten laut EU als Substitutionskandidaten, also Wirkstoffe, die wegen ihrer Gefährlichkeit eigentlich durch risikoärmere Alternativen ersetzt werden sollen.

  • Tefluthrin ist ein PFAS-Pestizid. Sein Abbauprodukt TFA zählt zu den extrem persistenten „Ewigkeitschemikalien“ und belastet bereits heute Trinkwasserressourcen und pflanzliche Lebensmittel in weiten Teilen Europas.

Dass ausgerechnet diese Wirkstoffe am häufigsten eingesetzt werden, steht in Widerspruch zur Intention der EU-Pestizidverordnung, Substitutionskandidaten durch weniger gefährliche Alternativen zu ersetzen.

Gefährliche Pestizide legen besonders stark zu

Die Analyse zeigt alarmierende Trends:

  • Die mit Substitutionskandidaten behandelte Fläche hat sich seit 2010 verdoppelt.

  • Der Einsatz von PFAS-Pestiziden hat sich nahezu verdreifacht.

Zusammenfassung & Fazit

Nur durch die vollständige Offenlegung aller Wirkstoffverkäufe lassen sich Trends erkennen und Risiken für Umwelt, Wasser und Gesundheit sachlich bewerten. Die aktuelle Auswertung macht deutlich:

Diese Entwicklungen unterstreichen die Dringlichkeit einer grundlegenden Reform der österreichischen Pestizidpolitik – im Sinne der Farm-to-Fork-Strategie, der gesetzlichen Substitutionspflicht und des Schutzes unserer natürlichen Lebensgrundlagen.

Anstatt gefährliche Stoffe wie vorgesehen schrittweise zu ersetzen, passiert in Österreich das Gegenteil.

Fordern Sie jetzt ein Verbot der PFAS-Pestizide!

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