05.12.2022

Lichterketten-Test: Wie giftig ist unsere Weihnachtsbeleuchtung?

Wir haben zur Weihnachtssaison 11 Lichterketten auf giftige Chemikalien überprüfen lassen. Die Ergebnisse sind teils verheerend.

Lichterketten-Test Cover

GLOBAL 2000

Weihnachten steht vor der Tür und es beginnt überall zu funkeln. Ob in Straßen, Geschäften oder in den eigenen vier Wänden. Lichterketten sind vor allem zur Adventszeit ein beliebter Stimmungsmacher. Doch sind die omnipräsenten Lichterketten frei von Schadstoffen und unbedenklich für uns Menschen und die Umwelt? 

So wie in anderen Alltagsgegenständen können auch in Lichterketten eine Vielzahl von giftigen Chemikalien stecken, die mit freiem Auge nicht sichtbar sind. Deshalb hat GLOBAL 2000 dieses Jahr, pünktlich zur Weihnachtszeit, einige Lichterketten genauer unter die Lupe genommen.

Insgesamt wurden 11 Lichterketten durch ein unabhängiges und akkreditiertes Labor auf gefährliche Inhaltsstoffe wie Weichmacher, Schwermetalle oder Chlorparaffine untersucht. Das Ergebnis ist teils erschreckend. 

Können Lichterketten giftig sein?

Die weihnachtliche Dekoration verbraucht nicht nur Strom, was in diesen Zeiten besonders unerwünscht ist, sondern kann auch giftige Chemikalien enthalten. Dieses Jahr gibt es also gleich mehrere Gründe um bei der Wahl der Weihnachtsbeleuchtung überaus vorsichtig zu sein. Vor allem die elastischen Kabelummantelungen enthalten häufig gesundheitsschädliche Weichmacher, welche nicht fest im Plastik gebunden sind und stetig ausdampfen. So verteilen sich diese giftigen Substanzen im Raum und wir atmen sie ein. Auch beim Dekorieren können sie über die Haut aufgenommen werden. Viele Weichmacher sind hormonell wirksam, wodurch sie für uns Menschen schon in sehr kleine Mengen schädlich sein können.

2 von 11 Lichterketten illegal am Markt

Getestet wurden Weihnachtsbeleuchtungen von unterschiedlichen Herstellern. In mehr als der Hälfte der getesteten Lichterketten wurden giftige Substanzen gefunden. Zwei davon hätten nicht einmal verkauft werden dürfen. Darin wurde DEHP gefunden, ein Weichmacher, der seit über zwei Jahren in fast allen Produkten verboten ist. Die Ergebnisse lassen vermuten, dass in billigeren Geschäften mit Sortimenten niedrigerer Qualität auch ein höheres Risiko herrscht, sich eine „Chemikalienbombe“ ins Haus zu holen. So stammte der „Testsieger“ zum Beispiel aus einem 1€-Shop im 12. Bezirk in Wien und die andere Lichterkette, die nicht marktfähig gewesen wäre, aus dem Discounter TEDi.

DEHP kann die sexuelle Reifung von Kindern stören und ist mitverantwortlich für die seit Jahren sinkende Fruchtbarkeit bei Männern. Dennoch wurde DEHP in Konzentrationen von bis zu 8,4 Gewichtsprozent gefunden, das ist eine 84-fache Überschreitung des Grenzwerts. Diese Ergebnisse sind besonders bedenklich, weil DEHP hormonell wirksam ist. Schon geringe Mengen reichen aus, um großen Schaden anzurichten. Darüber hinaus sind Weichmacher nur in Plastik eingelagert und können daher sehr leicht wieder austreten. Sie dampfen stetig aus den Produkten aus und werden von uns über Mund, Haut und Atemwege aufgenommen.

Gefährliche Chemikalien teilweise noch erlaubt

Lichterketten-Test

GLOBAL 2000/ Mira Nograsek

Die getesteten Substanzen sind laut EU-Chemikalienrecht als Substances of Very High Concern klassifiziert, kurz SVHCs. Viele SVHCs sind noch in Produkten erlaubt, obwohl ihre schädlichen Auswirkungen auf Mensch und Umwelt bekannt sind. Besonders gefährlich: Diese Chemikalien sind mit freiem Auge nicht sichtbar, womit Verbraucher:innen keine Möglichkeit haben, sie zu erkennen. 

SVHCs sind erwiesenermaßen:

  • krebserzeugend
  • erbgutverändernd
  • fortpflanzungsgefährdend
  • hormonell wirksam
  • persistent, bioakkumulativ und toxisch (langlebig und schwer abbaubar)
  • sehr persistent und sehr bioakkumulativ
  • oder Ähnliches

Schützen Sie sich vor gefährlichen Chemikalien

Die gute Nachricht: SVHCs sind auskunftspflichtig. Sie müssen von Unternehmen kommuniziert werden, zumindest wenn Verbraucher:innen danach fragen. 
Um solche SVHC-Anfragen zu erleichtern, hat GLOBAL 2000 im Projekt LIFE AskREACH die Smartphone-App Scan4Chemexternal link, opens in a new tab mitentwickelt. Um gefährlichen Chemikalien in den eigenen vier Wänden den Kampf anzusagen, können Sie ganz einfach und kostenlos die App nutzen. 

Mit der App Scan4Chem für unbedenkliche Produkte 

Die  SVHC-Anfragen, die Sie über die App machen, gehen direkt an die Unternehmen. Diese sind dazu verpflichtet, uns Auskunft zu geben und merken durch ein vermehrtes Aufkommen von Anfragen, dass es uns Verbraucher:innen wichtig ist, was in den Produkten, die wir kaufen, drinnen ist. Dadurch können wir gemeinsam den vollständigen Verzicht auf SVHCs in Produkten erreichen.

Zusammenarbeit mit Unternehmen

Für Unternehmen ist es nicht immer leicht, ihre Auskunftspflicht gewissenhaft zu erfüllen, weshalb wir im Rahmen von AskREACH auch da unterstützen und mit den Firmen zusammenarbeiten. 

Geben Sie giftigen Chemikalien keine Chance! 

  • Vermeiden Sie Artikel aus Kunststoff, insbesondere aus PVC und Billigartikel. Geben Sie stark riechende Kunststoffartikel an den Händler zurück.
  • Achten Sie auf Zertifikate wie das Österreichische Umweltzeichen, das EU-Eco-Label oder den Blauen Engel. Bei Textilien schließen Zertifikate wie OEKO-TEX® STANDARD 100 oder GOTS die Verwendung von SVHCs aus.
  • Scannen Sie Produkte, die Sie kaufen möchten, im Voraus mit der „Scan4Chem“-App. Damit erfahren Sie schnell, ob SVHCs enthalten sind.  Sind noch keine Daten vorhanden,  senden Sie eine SVHC-Anfrage an den Verkäufer oder Hersteller. Scannen Sie mit der „Scan4Chem“-App so viele Produkte wie möglich. Damit zeigen wir den Unternehmen, dass wir Verbraucher:innen sichere und unbedenkliche Produkte verlangen!

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