Auf Druck von GLOBAL 2000 und über 260.000 UnterstützerInnen, sowie einer slowakischen NGO wurde Ende 2019 eine Sicherheitsmission der Atomaufsichtsbehörde (IAEA) am maroden AKW Mochovce 3 durchgeführt. Ein Team aus erfahrenen Atom-Ingenieuren und Fachleuten untersuchte dabei die Betriebssicherheit der Anlage.
Im Sommer 2020 wollten wir natürlich wissen, zu welchem Ergebnis die Untersuchung führte. Wir stellten eine Anfrage nach dem Informationsfreiheitsgesetz, doch die Betreibergesellschaft weigerte sich den Bericht herauszugeben. Durchgesickerte Informationen ließen schon damals darauf schließen, dass die Ergebnisse eher kritisch ausfallen.
Gemeinsam mit einer slowakischen NGO-Juristin haben wir es nun geschafft, den Bericht der durchaus atomfreundlichen IAEA doch noch zu erhalten. Und die Ergebnisse unterstützen unsere Forderungen: Reaktor 3 im AKW Mochovce darf so nicht ans Netz gehen.
Der Bericht stellt ein vernichtendes Zeugnis über den aktuellen Zustand auf der Mochovce-Baustelle aus: 22 Problemfelder mit mehreren dutzend Beispielen und vielen Verbesserungsnotwendigkeiten werden vom Pre-Operational Safety Review Team aufgelistet.
Bestätigung unserer Einschätzung
Durch die Veröffentlichung hat nun auch die slowakische Öffentlichkeit Zugang zum Bericht. Diese musste schockiert feststellen, dass die Einschätzungen der Kritiker aus Österreich bestätigt werden.
Laut Bericht ist das Atomkraftwerks-Management aktuell nicht auf eine sichere Inbetriebnahme von Reaktor 3 vorbereitet: Es werden keine hohen Standards gesetzt, die einen sicheren Betrieb garantieren würden. Die Sicherheitskultur des Managements und der Aufsicht wird angezweifelt.
Es werden zahllose Beispiele für diese Probleme aufgezählt, wie etwa die Beobachtung, dass „das Monitoring wichtiger Parameter über die Bedingungen des Atomkraftwerks und der Anlagen durch das Personal im Kontrollraum verbessert werden müsste, um die Sicherheit der Anlagen und des Kraftwerks zu sichern“.
Auch die Passage über eine Feuerwehr-Übung im November 2019 ließ Zweifel aufkommen: „Die Feuerwehr traf schnell ein, doch hatten sie keinen Schlüssel für diesen Raum. Dann war unklar, wer für die Öffnung der Türe zuständig ist.“
Der Report kritisiert das Wegschauen der Manager auf der Baustelle, so zum Beispiel bei Schweiß- und Schleifarbeiten ohne ausreichende Schutzvorrichtungen vor den Gebäuden mit den Notstrom-Dieselgeneratoren, bei Beschädigungen von Rohrleitungs-Verkleidungen im Kernbereich der Atomanlage, aber auch beim Strahlenschutz – so kam es in den vergangenen zwölf Monaten allein zu fünf Strahlenquellen-Zwischenfällen auf der Baustelle.
Die Experten stellen sogar eine Verschlechterung von 2017 bis 2019 fest - anders als vom Betreiber behauptet, sind diese Probleme also nicht behoben.
Diese katastrophale Sicherheitskultur bei den Arbeiten auf der Atom-Baustelle wurde 2019 von einem der Whistleblower bestätigt, der als Arbeitsinspektor auf der Baustelle gearbeitet hatte und uns umfangreiches Bildmaterial als Beleg vorlegte.


