Beim jährlichen Treffen der europäischen Atomaufsichten der European Nuclear Safety Regulators Group (ENSREG) in Brüssel konfrontierten unsere CampaignerInnen Patricia Lorenz und Reinhard Uhrig die Chefin der slowakischen Atomaufsicht UJD, Marta Žiaková, mit neuen Foto- und Video-Beweisen zum katastrophalen Zustand der Reaktor-Baustelle im slowakischen Mochovce und zum Versagen der Kontrollfunktion ihrer Behörde.
Wir fordern den sofortigen Baustopp von Mochovce 3, bis die angekündigten internationalen Prüf-Missionen der World Association of Nuclear Operators und der Internationalen Atomenergie-Organisation durchgeführt werden. Diese Prüfungen müssen gründlich, transparent und unter Einbeziehung von kritischen IngenieurInnen durchgeführt werden, um diesmal das Unter-den-Teppich-Kehren von großen Problemen zu verhindern, die durch mittlerweile vier Whistleblower aufgedeckt wurden, Ingenieure und ehemalige Manager des Projekts.
Seit Jahren ist der Weiterbau des Projekts außer Kontrolle geraten: Im April 2019 veröffentlichten wir Berichte und Fotos von mehreren Maschinenbau- und Statik-Ingenieuren über chaotische Zustände auf der Baustelle sowie Zweifel über die statische Integrität der „hermetischen Kammern“ rund um den Reaktordruckbehälter, die durch tausende blinden Kernbohrungen geschwächt sein könnte. UJD und die Betreibergesellschaft Slovenské elektrárne hatten die Enthüllungen als vergangene Probleme, die mittlerweile gelöst seinen, bzw. als durch Dichtheitstests entkräftet abgetan (die Dichtheit der hermetischen Kammern war durch den Statiker nicht bezweifelt worden, sehr wohl aber die Sicherheit der Statik).
Neue Belege von weiteren Informanten
Aufgrund der Diskussion und Medienberichterstattung auch in der Slowakei haben sich mehrere weitere Manager und Ingenieure des Projekts an uns gewandt.
Die neuen Informationen und Foto-Belege betreffen den aktuellen Zustand des Projekts (Jänner / März 2019), sowohl den weiterhin ungenügenden Zustand der Bauleitung, die die verschiedenen Gewerke der Baustelle nicht unter Kontrolle hat, als auch schwerwiegende Probleme bei den aktuellen Inbetriebnahme-Tests (hot hydro tests) von Reaktor 3, die laut einem weiteren Informanten in dieser Phase nicht auftreten dürften: So brachen Ventile im Primärkreislauf, die laut Papieren zwar erneuert worden waren, vermutlich aber alte, unerneuerte Bauteile waren – wie schon von Whistleblower Mario Zadra im April für viele Bauteile dokumentiert.