09.11.2022

Gas Greenwashing-Report

Wie Energiekonzerne klimaschädliches Erdgas schönfärben

 

 

Greenwashing Report

GLOBAL 2000

Erdgas ist ein klimaschädlicher fossiler Energieträger. Er wird durch diverse „Greenwashing“-Aktivitäten vielfach als Teil einer umweltfreundlichen Energieversorgung präsentiert. Anstatt das Problem klar zu benennen und echte Lösungen zu erarbeiten, trägt dies dazu bei, dass Problembewusstsein erst gar nicht entsteht und wichtige Klimaschutzentscheidungen verspätet oder überhaupt nicht getroffen werden.

In unserem Greenwashing-Report decken wir auf:

  • Mit welchen Tricks arbeitet die Gas-Lobby?
  • Worauf können Sie achten, damit Sie nicht drauf reinfallen? 

Greenwashing bei Gas-Versorgern gang & gäbe

7 von 12 Gas-Anbieter betreiben Greenwashing

Unsere Analyse hat ergeben, dass 7 von 12 der untersuchten Energieversorger in irgendeiner Form Greenwashing betreiben. Sie bezeichnen klimaschädliches Gas fälschlicherweise als umweltfreundlichen Energieträger oder verwenden Naturbilder, die diesen Eindruck erwecken. 

Hartnäckige Blockierer:

  • EVN
  • Energie AG
  • TIGAS

Die EVN bezeichnet klimaschädliches Gas als „umweltfreundlich“ und lobbyiert nachweislich gegen ein Erneuerbaren-Wärmegesetz, das den Umtausch von Gasheizungen beinhaltet. Der nachhaltige Austausch von Gasheizungen wird dadurch komplett blockiert. Eine Umfrage von Integral zeigte erst kürzlich, dass sich Niederösterreicher:innen einen Gas-Ausstiegsplan von der EVN wünschen.

Klimaschädliche Förderungen

Die TIGAS bezeichnet Gas als Energieträger, der noch 200 Jahre lang verfügbar ist. Klimawissenschaftliche Erkenntnisse, die einen raschen Ausstieg aus fossiler Energie einfordern, werden dabei ignoriert. Die TIGAS fördert den Einbau von klimaschädlichen Gasheizungen und Gaswärmepumpen finanziell mit 500€ bis 6.000€. Damit sind sie als österreichische Energiekonzern mittlerweile alleine. Die Erreichung der Klimaziele von Bund und Land werden somit untergraben. Politisch hat sich die TIGAS ebenfalls gegen den Umtausch von Gasheizungen ausgesprochen und behindert ein wirksames Erneuerbaren-Wärmegesetz.

Die Energie AG bezeichnet Erdgas als „Naturprodukt“ und stemmt sich politisch ebenfalls gegen die Umstellung von Gasheizungen. Damit werden zahlreiche Studien ignoriert, die zeigen, wie eine 100 % erneuerbare Energiezukunft in Österreich gelingen kann. Außerdem wird der Öffentlichkeit suggeriert, dass klimaschädliches Erdgas ein Teil von Klimaschutzbemühungen ist.

Klimaschädliches Erdgas wird als „umweltschonendes Ökogas“ angepriesen 

Auch bei anderen Energiekonzernen ist Greenwashing noch immer weit verbreitet. Die Energie Graz bezeichnet Erdgas als „umweltfreundlich“ und hat das Gasnetz im letzten Jahr weiter ausgebaut. Die Energie Steiermark bezeichnet Erdgas als „umweltschonende Energieform“ und hat ebenfalls noch keinen Gas-Ausstiegsplan vorgelegt. Die Salzburg AG bezeichnet Erdgas als „umweltschonend“. Sie vertreibt CO2-kompensiertes Erdgas als „Ökogas“, obwohl dabei fossiles Erdgas verbrannt wird, das dem Klima schadet. 

CO2-Kompensationen können die Klimakrise nicht lösen. Sie behindern in vielen Fällen Investitionen in klimafreundliche Lösungen, weil sie das Problembewusstsein und die Veränderungsbereitschaft verringern.

Greenwashing weit verbreitet, aber rückläufig

Der Greenwashing Report zeigt, dass mittlerweile einige Energiekonzerne Problembewusstsein zeigen und an Lösungen arbeiten. Die Wien Energie hat ein klares Bekenntnis zum Ausstieg aus Gas abgegeben und arbeitet an einem Gas-Ausstiegsplan. Die Linz AG will den Fernwärmeausbau vorantreiben und den Gasverbrauch reduzieren. Die vorarlberger Illwerke und die Kelag haben Greenwashing von Gas beendet. Sie arbeiten momentan mit ihren Kund:innen am Umstieg auf klimafreundliche Energieformen

Der Verbund bezeichnet Erdgas mittlerweile als klimaschädlichen Energieträger, der durch alternative Energien ersetzt werden muss. Die Burgenland Energie hat ebenfalls Greenwashing-Aktivitäten beendet und befürwortet öffentlich den Gas-Ausstieg. Gleichzeitig ist Netz Burgenland aber an Lobby-Aktivitäten gegen einen verbindlichen Gas-Ausstieg im Erneuerbaren-Wärmegesetz beteiligt. 

Unternehmenspolitik der Tochter-Unternehmen oft als Hintertüre

Die positiven Trends werden teilweise von der Unternehmenspolitik von Tochter-Unternehmen konterkariert. Folgende Unternehmen betreiben nach wie vor Greenwashing von Erdgas:

  • SWITCH (Wien Energie, EVN, Burgenland Energie)
  • redgas (Linz AG)
  • go green energy (Energie Steiermark) 
  • my electric (Salzburg AG)  

Beispielsweise bietet SWITCH klimaschädliches Erdgas an und bezeichnet das als „Heizen mit gutem Gewissen“. Bei der Analyse werden auch die Handlungen der Tochter-Unternehmen miteinbezogen. Diese erweisen sich oft als Hintertüre für die Gasindustrie und führen zu inkonsequenter Unternehmenspolitik in Bezug auf die Energiewende. 

Wesentliche Fortschritte gegenüber Vorjahr sichtbar

Gegenüber dem Greenwashing-Report vom Vorjahr gibt es deutliche Fortschritte. Fast alle untersuchten Energiekonzernen haben Gas-Greenwashing-Aktivitäten zumindest reduziert. 5 der 12 großen untersuchten Energiekonzerne haben Greenwashing von Gas gänzlich eingestellt. Auch die umweltschädlichen Subventionen zum Einbau von Gasheizungen wurden von fast allen Energiekonzernen eingestampft. Nur die TIGAS hält bis heute an dieser umweltschädlichen Praxis fest. 

Das Angebot von klimaneutralem Gas wurde von Verbund und Energie Steiermark eingestellt. Allerdings haben „go green energy“ und die Salzburg AG nach wie vor klimaschädliches Gas im Angebot, das sie als „klimaneutral“ bezeichnen. Positiv ist, dass einige Energiekonzerne, wie die Wien Energie, begonnen haben an Ausstiegsplänen arbeiten. 

Unser Fazit

Die österreichische Energiewirtschaft zeigt sich beim Thema Erdgas-Ausstieg großteils noch als Teil des Problems und nicht als Teil der Lösung. Die Klimaschädlichkeit von Erdgas wird weiter heruntergespielt. Stattdessen sollte systematisch am Ausstieg aus Erdgas gearbeitet werden. Selbst vor umweltschädlichen Subventionen schrecken manche Energieversorger nicht zurück. Der Einbau von Gasheizungen wird weiterhin gefördert, obwohl das den Klimazielen klar im Weg steht.

GLOBAL 2000 fordert:

  • klare Ausstiegspläne aus Gas von allen Energieversorgern.
  • Unterstützung von Haushalten und Betrieben bei der Umstellung von Gasheizungen.
  • Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner und die Landeshautpmänner Thomas Stelzer und Anton Mattle müssen ihre Verantwortung wahrzunehmen. Nur sie können bei den Landesenergieversorgern EVN, Energie AG und Tigas, die am härtesten blockieren, eine zukunftsorientierte Unternehmenspolitik durchsetzen. 
  • EVN, Energie AG und TIGAS müssen saubere und leistbare Wärmeversorgung betreiben und die Blockaden beenden.

Fordern Sie sicheres und sauberes Heizen für alle: